Die Evobus-Belegschaft will die geplanten Kürzungen beim Bau von Stadt- und Reisebussen in Neu-Ulm und Mannheim nicht einfach hinnehmen.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Unter starker Beteiligung der Belegschaft gab es am Donnerstag eine Betriebsversammlung im Mannheimer Werk des Busherstellers Evobus. Anlass waren die Ende Juni bekannt gewordenen Kürzungspläne von Daimler Truck. Danach sollen in den Werken Mannheim und Neu-Ulm bis 2030 rund 100 Millionen Euro eingespart werden. Laut der Gewerkschaft IG Metall bedeutet das im Werk Mannheim einen Abbau von rund 1000, in Neu-Ulm von 500 Stellen.

 

Letzter in Deutschland produzierender Bushersteller

Die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen sei „sehr, sehr emotional geprägt“ gewesen, sagt Bruno Buschbacher, Vorsitzender des Evobus-Gesamtbetriebsrats. „Wir sind in Mannheim der traditionsreichste Standort in der Automobilindustrie. Die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber und den Produkten ist sehr, sehr groß.“ Die Kürzungspläne der Unternehmensleitung seien „ein radikaler Angriff“ auf die Identifikation der Beschäftigten mit dem letzten in Deutschland produzierenden Bushersteller.

Teilweise Verlagerungen ins Ausland vorgesehen

Evobus produziert in Mannheim Stadtbusse. Der gesamte Karosseriebau soll den Plänen zufolge ins tschechische Holysov ausgelagert werden. Laut Gewerkschaft strebt Daimler Truck zudem eine Deckelung der Busfertigung auf jährlich maximal 1400 Stadtbusse an. Darüber hinaus reichende Kapazitäten sollen im französischen Ligny gefertigt werden. In Neu-Ulm, wo Reisebusse der Marke Setra entstehen, soll die Maximalproduktion auf 1200 Exemplare schrumpfen, alle weiteren Fahrzeuge gehen angeblich ins türkische Hosdere. Das würde für den bayerischen Standort, der in Spitzenzeiten vor Corona bis zu 2500 Reisebusse baute, eine Halbierung der Kapazität bedeuten. Für Mannheim werden keine Vergleichszahlen genannt. Daimler Truck wollte sich zur Betriebsversammlung am Donnerstag nicht äußern. Laut dem Betriebsrat hat auch ein Vertreter der Mannheimer Geschäftsführung gesprochen - und die Sparpläne dabei als „Vorschläge“ bezeichnet.

„Totale Solidarität“ zwischen den beiden Werken

Gespräche mit der Unternehmensleitung begännen direkt nach der Sommerpause, so Buschbacher. Belegschaftsvertreter aus Neu-Ulm würden dabei stets mit am Tisch sitzen. Zwischen den Werken herrsche „totale Solidarität“. In Mannheim arbeiten derzeit rund 8500 Menschen, in Neu-Ulm 3500.