Süden versus Norden: Jennifer Wrona ist von Stuttgart nach Bremerhaven gezogen. Was ihr nach den ersten Monaten in der neuen Heimat so aufgefallen ist, hat sie für uns aufgeschrieben.

Stuttgart – Ihr ganzes Leben verbrachte Jennifer Wrona in der Schwabenmetropole Stuttgart. Born in Bad Cannstatt and raised in Zuffenhausen. Sie hat in fast jedem Stadtteil schon gewohnt, gelebt oder sich zumindest mal hinverirrt. Nun wechselte sie nicht nur den Stadtteil, sondern auch das Bundesland – raus aus dem Kessel, ab in den Norden.

 

Süden vs. Norden

Wobei: So eine richtig gute Schwäbin sei sie nicht unbedingt: „Schwäbisch schwätzen ist schwierig", sagt sie. Aber immerhin liebt Jenny Maultaschen, Geld und die feinstaubverpestete Luft. Für ihren neuen Lebensabschnitt zog es sie nun an das andere Ende von Deutschland. Siehe da, das Schwabengirl ist jetzt sesshaft an der Nordsee.

Zeit für eine kurze Zwischenbilanz, denn Jenny hat schon einige Vergleiche zwischen dem Süden und Norden ziehen können:

1. Atmen ist ein neues Lebensgefühl in Norddeutschland

Ich bin direkt ans Meer gezogen. Da weht natürlich eine frische Meeresbrise und meine durch Feinstaub und Kesselluft belasteten Lungen erleben so ein richtiges Durchatmen. Einmal tief bis in jedes Lungenbläschen.

2. Schwäbische Sauberkeit ist real

Dass die Wohnungen keine Kehrwoche beinhalten, erklärt sich von selbst. Außerdem sind die Gehwege hier voller Hundekacke.

3. Es gibt Wohnungen, die bezahlbar sind

Mein ganzes Leben habe ich mich durch WG-Castings und Massenbesichtigungen gequält. 16 Euro pro Quadratmeter? Schnäppchen, nehme ich. Diese Kellerwohnung ohne Fenster für 800 Euro kalt in Ostfildern ist ein unschlagbares Angebot. Ähnlich verstört war ich, als die Wohnungssuche hier sich so gestaltete, dass ich nach 10 Besichtigungen (alleine) die Wahl hatte. Jetzt wohne ich in der Nähe vom Wasser, zentral zur Hochschule, in einer Wohnung zum Preis eines 10qm-Zimmers in Stuttgart. Mit Balkon versteht sich.

4. 10 Minuten auf die Bahn zu warten ist Luxus

In Stuttgart war ich immer entnervt, wenn ich länger als fünf Minuten auf Bahnen warten musste. 20 Minuten Bahnfahren? Da bleib ich lieber daheim (#verwöhnt). Hier in dieser Kleinstadt im Norden sind 20 Minuten Wartezeit eher normal. I miss you.

5. Wo ist die Späti-Kultur?

Ich wohne jetzt aktuell neben einem 24-Stunden-Supermarkt und eine Spätikultur gibt es sogar in der Kleinstadt bei Bremen.

6. Parkplätze sind keine Rarität

Autofahren in Stuttgart ist wie im Supermarkt an der längeren Kassenschlange zu stehen: Es nervt, braucht zu lange und alle sind schlecht drauf. Deswegen macht man das eigentlich auch nicht. Egal ob kostenpflichtig oder nicht: Freie Parkplätze sind eine Rarität in Stuttgart. Zu viele Autos für zu wenig Platz. Hier ist genau das Gegenteil der Fall. Viele Parkplätze, viel Platz, keine Parkgebühren, kein Bewohnerparken. Erzähl das doch mal der Automobilhauptstadt.

7. Der Aldi-Süd-Nord-Konflikt

Erklärt sich von selbst. Gehe nur noch zu Lidl.

8. Das Brezel-Dilemma

Ja, das muss man den Schwaben schon lassen - das können sie richtig gut. Ich habe meine Bäckerbestellung geändert und esse nun Franzbrötchen. Das können die in Süddeutschland nämlich nicht. Man passt sich eben an, so als Zugezogener.

9. Hochschulsport ist nicht gleich Hochschulsport

Obwohl ich sehr gerne einen Yogakurs belegen würde, kann ich stattdessen rudern oder einen Segelschein machen. Irgendwie auch ganz in Ordnung.

10. Stuttgart bleibt die erste Liebe

Hat Max Herre doch immer so schön gesagt. Meeresbrise hin oder her, es geht doch nicht viel über eine kühle Weinschorle am Marini oder am Hans-im-Glück-Brunnen. Feierabend am Feuersee oder Käsespätzle zum Mittagessen. Auch mit Feinstaub und S21 und Bausstellenlärm. Auf bald, geliebtes 0711!