Wenn die Bundeswehr in den vergangenen Jahren Standortpolitik gemacht hat, ging es immer um Schließungen. Drei Gemeinden im Südwesten können sich jetzt über ein „Kommado zurück“ freuen. Für einen Standort kam die Wende zwar nicht ganz über Nacht, aber ziemlich holterdiepolter.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Es klingt wie ein typischer Treppenwitz: Erst am 31. Dezember gingen im Materiallager der Bundeswehr im baden-württembergischen Hardheim die Lichter aus. An diesem Stichtag wurde der Standort der Bundeswehr laut offiziellem Beschluss außer Dienst gestellt.

 

Kaum 14 Tage später kommt das „Kommando zurück“ per Pressemitteilung aus dem Bundesministerium der Verteidigung: Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) revidiert die von ihrem Vorgänger Thomas de Maizière im Jahr 2011 verhängte Schließung von fünf Materiallagern und drei Munitionsdepots der Truppe in ganz Deutschland. Der Standort in Hardheim ist dabei, und Bürgermeister Volker Rohm nennt das für seine Kommune im Gespräch mit unserer Zeitung eine „äußerst positive“ Entwicklung. „Bei uns sind die Türen weit offen.“

250 Dienstposten für zivile Mitarbeiter und Soldaten

Neben Rohm können sich auch der Walldürner Bürgermeister Markus Günther und die Stadt Pforzheim freuen, die mit einem Munitionsdepot im Ortsteil Altheim und einem Materiallager in Huchenfeld, einem Teilort Pforzheims, profitieren. Den Beschluss zur Wiederbelebung stillgelegter Standorte im Südwesten lässt sich die Truppe 42 Millionen Euro kosten. 250 Dienstposten für zivile Mitarbeiter und Soldaten sollen im Südwesten entstehen. Bundesweit sollen 200 Millionen Euro an acht Standorte fließen und 600 Arbeitsplätze entstehen.

Es ist lange her, dass Verteidigungsministerin von der Leyen eine Korrektur der Bundeswehrreform ihres Vorgängers als Tabu behandelt hat. Mittlerweile hat die globale Sicherheitslage sich so verändert, dass die Truppe nach fast zweieinhalb Jahrzehnten des Schrumpfens wieder wächst. Das bedeutet, dass die schwarz-rote Bundesregierung „die bisherigen Planungen zur Abgabe von Liegenschaften umfassend überprüft“, so das Ministerium. Das stärkt die drei Standorte im Südwesten. Das Munitionsdepot in Altheim (Ortsteil von Walldürn) und die beiden Materiallager in Hardheim und Huchenfeld sollen bis spätestens 2024 wiedereröffnet werden.

Südwesten profitiert von Kurskorrektur

Baden-Württemberg ist nach dem rheinland-pfälzischen Munitionsdepot Kriegsfeld (70 Millionen Euro) und dem schleswig-holsteinischen Materiallager Ladelund (50 Millionen Euro) ein Investitionsschwerpunkt. In Hardheim sollen von 2021 bis 2023 rund 16 Millionen Euro investiert werden und 100 Arbeitsplätze entstehen. In Altheim geht es um Investitionen von zwölf Millionen Euro und 65 Stellen, der Ausbau ist von 2021 bis 2024 geplant. In Huchenfeld (14 Millionen Euro und 85 Posten) soll der Ausbau von 2022 bis 2023 stattfinden.

In den baden-württembergischen Kommunen rennt die Verteidigungsministerin mit ihrer Standortrevision offene Türen ein. „Es ist begrüßenswert, dass Arbeitsplätze entstehen“, heißt es im Pforzheimer Rathaus im Blick auf den Standort Huchenfeld. „Wir sind glücklich, dass das Munitionsdepot bei uns drei Jahre nach der Schließung wiedereröffnet werden soll“, erklärte Walldürns Bürgermeister Markus Günther. „Vor der Schließung galt unsere Anlage als modernstes Munitionsdepot mindestens in Deutschland. Wir sind froh, dass diese Erkenntnis auch im Verteidigungsministerium wieder greift. Die Bunker der Einrichtung sind leer und in einem Topzustand.“