Am vergangenen Wochenende haben Kinder in der evangelisch-methodistischen Kirche Holzgerlingen ihre Traumstadt aus Lego gebaut. Die Aktion zeigt, Lego ist noch immer populär.

In der evangelisch-methodistischen Kirche in Holzgerlingen geht es zu wie im Taubenschlag. Kinder sitzen auf dem Boden, wühlen in großen Kisten voller bunter Legosteine und überprüfen diese mit einem Kennerblick auf ihre Größe und Farbe. Sobald die passenden Steine gefunden sind, bringen die Kids ihre Beute zu ihren Freunden, die an langen Tischen stehen und gerade dabei sind, ihre eigenen architektonische Mini-Meisterwerke zu bauen.

 

Von der Fußballarena bis zum Freibad

Der neunjährige Jonathan sitzt vor einer Konstruktion, die später die Heimstätte des FC Bayern München, die Allianz-Arena, werden soll. „Gar nicht so einfach“, findet er. Denn das Modell existiert bislang nur in seinem Kopf – eine Anleitung gibt es nicht. Zum Glück ist der junge Altdorfer ein Lego-Profi. „Zuhause habe ich ein ganzes Zimmer voll davon.“

Auch die elfjährige Nahla spielt daheim mit ihren Geschwistern gerne mit den beliebten bunten Bausteinen. Aktuell arbeitet die Holzgerlingerin mit ihrem Bruder an einem Freibad. „Wir bräuchten etwas mehr Platz“, überlegt sie. „Aber das kriegen wir schon hin.“ Nahla und Jonathan gehören zu den rund 80 Kindern, die an diesem Wochenende die Ehre haben, an der „Api-Lego-Stadt“ mitzubauen und eigene Kreationen zu schaffen.

Kirchliches Ferienangebot für Kinder

Zur Verfügung gestellt werden die Lego-Steine von den „Apis“, dem Evangelischen Gemeinschaftsverband Württemberg. Veranstalter der Aktion ist allerdings die evangelisch-methodistische Kirche, die auch die Räumlichkeiten und 30 Mitarbeiter stellt, die die aufgeweckte Lego-Meute im Zaum hält. „Es sind Faschingsferien, und da wollten wir den Kindern als Kirche ein Angebot schaffen“, sagt Lorenz Härer, pastoraler Leiter der Bezirke Böblingen und Sindelfingen. „Und Lego ist immer noch sehr beliebt.“

Durch die Legostadt wolle man den Kindern die Gelegenheit bieten, einander mit Liebe und Hoffnung zu begegnen, Spaß zu haben, Neues kennenzulernen und vor allen ihrer kindlichen Fantasie freien Lauf zu lassen. „Was sie bauen und mit wem sie bauen, ist den Kindern überlassen“, sagt Lorenz Härer. „Nur sollte es eben zum Thema Stadt passen.“ Ideen haben die Kinder auf jeden Fall einige. Die einen bauen Parks, die anderen Hochhäuser, wieder andere Kirchen, Cafés oder Hotels. Sogar eine Pyramide und eine Ritterburg sind gerade am Entstehen – alles, was eine moderne Stadt von heute eben braucht. Die Bauphasen dauern jeweils etwa ein bis zwei Stunden. Dazwischen gibt es Pausen, in denen biblische Geschichten erzählt werden, gesungen oder zusammen gegessen wird.

Holzgerlingen ist zum ersten Mal Austragungsort

In Holzgerlingen wird die „Api-Lego-Stadt“ zum ersten Mal gebaut. Lorenz Härer hat das Projekt allerdings schon mal an einem anderen Standort begleitet. Dementsprechend wundert ihn auch die Begeisterung der Kinder nicht, die sich zum Teil in lange Wartelisten eintragen mussten, um am Bau der Lego-Stadt teilzunehmen. „Wir mussten leider auch vielen absagen, das Thema Lego zieht auch heute noch unglaublich gut bei Kindern.“

Am Sonntagvormittag ist es schließlich so weit: Die letzten Lego-Steine werden zusammengesteckt, die Stadt ist vollendet. Das Fußballstadion, das Freibad und die Pyramide sind nun fertig, Bäume und Brücken verzieren die Metropole und Lego-Familien sind in ihre Häuser eingezogen, die hier und da von Piraten bedroht werden. Zur Eröffnung der Lego-Stadt sind die Familien der Kinder eingeladen, das symbolische rote Band darf Holzgerlingens Bürgermeister Ioannis Delakos durchschneiden.

Gegen Nachmittag heißt es dann leider Abschied nehmen. Die Kinder dürfen ihre Bauwerke ein letztes Mal bewundern, dann kehrt Stille in die Kirche ein. Die Mitarbeiter haben nun die traurige Aufgabe, die Lego-Stadt wieder abzubauen. „Das ist natürlich ein bisschen schade, aber immerhin müssen die Kinder das nicht miterleben“, sagt Lorenz Härer. Und wer weiß – vielleicht darf die Lego-Stadt ja irgendwann wieder in Holzgerlingen aufleben.