Auf tragische Weise kam Fürstin Grazia Patricia alias Grace Kelly vor 30 Jahren ums Leben. Nach einem Leben voller Glanz Glamour als Hollywoodstar und später als Adelige an der Seite des Fürsten Rainier von Monaco starb sie bei einem Autounfall.

Monaco - „Grace Kelly, pass auf, in der Kurve lauert der Tod“ (Die Band Die Ärzte in einem Song von 1984).

 

Wenn die junge Grace Kelly auftrat, schien mit ihr eine kühle Frische ins Bild zu wehen. So schlank, so blond, so kultiviert und rein! Das Wort „hübsch“ wirkte bei der 1929 in Philadelphia geborenen Schauspielerin immer untertrieben und deplatziert: Grace Kelly war schön. In frühen Filmen wie „High Noon“ (1952) oder „Mogambo“ (1953) sind die von Kathy Jurado und Ava Gardner gespielten Rivalinnen dunkelhaarig, üppig, sexy, trotzdem werden Gary Coopers und Clark Gables Männerblicke von dieser Traumfrau angezogen, auch und gerade weil sie aussieht, als schwebe sie ein wenig über den irdischen Dingen.

Aber es war ja vor allem die große, klare Grace Kelly, die Alfred Hitchcock mit seinem berühmt-berüchtigten Diktum im Sinn hatte: Er brauche „mondän reservierte Schauspielerinnen“, er brauche „Damen, wirkliche Damen, die dann im Schlafzimmer zu Nutten werden“.

Grace wollte ihr Privatleben der Filmkarriere unterordnen

In seinem Thriller „Über den Dächern von Nizza“ habe er sie, so der Regisseur, zunächst als „schön und unnahbar“ gezeigt, „aber wenn sie durch die Hotelkorridore geht und Cary Grant sie bis zur Tür ihres Zimmers begleitet, was macht sie da? Sie küsst ihn!“ Vielleicht war das in jedem Sinn nur Projektion, entsprang eher den wilden Fantasien des Regisseurs als jenen seiner aus reichem Elternhaus stammenden Lieblingsschauspielerin. Überhaupt wollte Grace Kelly damals ihr Privatleben der Filmkarriere unterordnen.

Noch im Jahr 1955, in dem „Über den Dächern von Nizza“ entsteht und sie für den Film „Ein Mädchen vom Lande“ den Oscar erhält, erklärt sie: „Meine Karriere liegt mir mehr am Herzen als der Gedanke an die Ehe. Wenn ich jetzt aufhörte – und aufhören müsste ich, weil die Ehe nach meiner Auffassung eine Frau ganz beansprucht – dann würde ich mich womöglich mein Leben lang mit dem Gedanken quälen, welch große Schauspielerin ich hätte werden können.“

Schon ein Jahr später aber heiratet sie Fürst Rainier III. von Monaco, den Mann, dessen Riviera-Reich sie bei den Hitchcock-Dreharbeiten hatte begutachten können. Die „Hochzeit des Jahrhunderts“ wird im Fernsehen übertragen, der Fürst ruft einen Feiertag aus, im Zwergstaat fließt das Freibier, Pardon: natürlich der Champagner, und aus Grace Kelly wird die Fürstin Gracia Patricia von Monaco, die durch ihre Ehe noch weitere 138 Titel (nach anderen Angaben sogar 142!) erwirbt. Ein Märchen ist wahr geworden. Aber im Operettenstaat Monaco wirken Märchen – man erinnere sich nur an Alberts Hochzeit – auch immer wie ihre eigene Parodie. Tatsächlich brauchte der Fürst damals dringend einen Erben, sonst wäre sein Reich an Frankreich zurückgefallen. Er brauchte auch eine Image-Aufwertung für den Tourismus, einen großen Schuss Glamour, der seine Casino-Felsen wieder für den Jetset attraktiv macht. Und er braucht noch ein bisschen Geld dazu: als nach tagelangen Verhandlungen der Ehevertrag geschlossen wird, müssen Grace Kellys Eltern zwei Millionen Dollar Mitgift zahlen.

Ihre Filme hat Fürst Rainier verbieten lassen

Sie habe Hollywood gehasst, sagte Grace Kelly, es sei ein Platz für Alkoholiker, Neurotiker, Nervenzusammenbrüche und Unglück. Ob sie es in Monaco wirklich besser getroffen hat? Aber sie hat nie geklagt und ist mit Haltung in ihre Rolle als Fürstin hineingewachsen. Schon in ihren Leinwandauftritten – der letzte in „High Society“ – wirkte sie ja oft so, als käme sie gerade von ihrem Gestüt. Nun thronte sie also kühl über dem blauen Meer, unterwarf sich der vom Fürsten verlangten Etikette und gebar ihm auch drei Kinder. Ihre Filme hat Rainier in Monaco sofort nach der Hochzeit verbieten lassen, gegen die Titelrolle in „Marnie“, die Hitchcock ihr Jahre später für ein Comeback anbietet, protestierte angeblich das Volk der Monegassen: Eine Landesmutter könne keine traumatisierte Kleptomanin darstellen.

Grace Kelly aber wird auch als Gracia Patricia zu einem der größten Stars aller Zeiten und zur immer wieder zitierten Stil-Ikone. Wenn schon nicht Fürstin der Herzen, dann wenigstens Fürstin der Haute Couture! Andy Warhol bildet sie auf Siebdrucken ab, die Hermès-Handtasche, die sie während der Schwangerschaften zum Paparazzi-Schutz vor den Bauch hält, wird bald Kelly-Bag genannt, das Victoria-and-Albert Museum zeigt 2010 eine große Grace-Kelly-Kleiderausstellung. Aber dieses Leben, das gerade verfilmt wird, endet schon im Jahr 1982, in einer Serpentine an der Riviera, beim zweitberühmtesten Autounfall einer prominenten Adligen. Bei der Trauerfeier ist auch Lady Di dabei, die fünfzehn Jahre später selber tödlich verunglückt. Und auch James Stewart ist da, ihr früherer Filmpartner („Das Fenster zum Hof“).

Er spricht am Grab als ein Freund, der in ihr immer mehr sah als die unnahbare Schöne: „Sie war die sympathischste Lady, die ich je getroffen habe. Grace brachte in mein und in euer Leben ein sanftes, warmes Licht. Jedes Mal, wenn ich sie sah, war das wie ein besonderer Feiertag.“