Vor 50 Jahren endete der Biafrakrieg in Nigeria. Die Bilder von hungernden Kindern lösten eine globale Hilfswelle aus – ein Wendepunkt für die humanitäre Hilfe.

Stuttgart - Wie soll man helfen, was kann man tun? Das Elend ist greifbar, es schreit einen an. Der Reisende, der Journalist, der Entwicklungshelfer – sie werden vor Ort mit dem Sterben konfrontiert, die TV-Zuschauer oder Zeitungsleser in ferner Distanz sehen die Bilder, sind fassungslos, wollen ihr Mitleid ummünzen in Handeln. Der Autor dieser Zeilen war im Jahr 2000 als Neuling in der Position des Afrikakorrespondenten unserer Zeitung in der äthiopischen Provinz Ogaden und schilderte unter dem Titel „Erst stirbt das Vieh, dann der Mensch“ die Folgen einer Dürre. Er traf Mütter mit todgeweihten Kindern, die so ausgemergelt waren, dass sie keine Nahrung aufnehmen konnten. Er war so erschüttert, dass er all sein Bargeld an die Umstehenden verteilte. Rasch kamen aber Zweifel, ob der private Aktionismus sinnvoll sei: Wo sollten die Frauen in dieser abgelegenen Region die Devisen tauschen? Wie langlebig ist das Plündern des Geldbeutels, wenn sich das landwirtschaftliche System nicht ändert, das in Afrika als Wechsel von langen Dürren und Niederschlägen im Überfluss definiert ist.