Corona-Fälle in Leipzig Handball-Bundestrainer Gislason schlägt Alarm

Die Favoriten im Handball-Oberhaus geben sich 6. Spieltag keine Blöße. Der sportliche Aspekt rückt durch Existenzängste und einige Corona-Fälle jedoch in den Hintergrund.
Frankfurt/Main - Unbeeindruckt von der Corona-Krise ziehen die Titelanwärter in der Handball-Bundesliga ihre Kreise, doch die Sorgen der Branche nehmen zu.
Während der THW Kiel am 6. Spieltag mit einem 41:26 (23:16)-Kantersieg gegen GWD Minden an die Tabellenspitze stürmte und auch die punktgleichen Rivalen Rhein-Neckar Löwen und SG Flensburg-Handewitt ihre sportlichen Aufgaben souverän lösten, schlug Bundestrainer Alfred Gislason Alarm. "Für die Bundesliga wird es extrem schwierig, eine komplette Rückrunde ohne Zuschauer zu spielen. Da denke ich schon, dass die Politik helfen müsste", sagte der 61-Jährige im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF.
Am Wochenende kamen zumindest einige Vereine noch einmal in den Genuss, ihre Heimspiele zumindest vor wenigen Zuschauern austragen zu können. Ab Montag gilt der von der Politik zunächst für vier Wochen verfügte komplette Zuschauerausschluss. "Das trifft den Handball extrem", betonte Gislason.
Zumal es zusätzliche Probleme gibt: Nach weiteren positiven Corona-Fällen begab sich die komplette Mannschaft des SC DHfK Leipzig in häusliche Quarantäne. Die Tests waren am Freitag durchgeführt worden, nachdem es zuvor bereits ein positives Ergebnis bei Trainer André Haber gegeben hatte.
Rückraumspieler Philipp Weber kann daher nicht wie geplant zur Nationalmannschaft reisen. Das nächste Bundesligaspiel der Sachsen gegen Aufsteiger Tusem Essen am 12. November steht vor der Absage. "Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren und gemeinsam mit dem Gesundheitsamt und unserer medizinischen Abteilung die nächsten Schritte abzustimmen", sagte Leipzigs Geschäftsführer Karsten Günther.
Als Tabellenführer geht Rekordmeister Kiel in die Länderspielpause. "Wir wissen nicht, wie lange wir noch Handball spielen dürfen. Deshalb wollten wir das Spiel genießen. Das ist uns gelungen", sagte THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler. Auch ohne den am Kopf verletzten Nationalspieler Steffen Weinhold, der ebenfalls für die EM-Qualifikationsspiele der DHB-Auswahl gegen Bosnien-Herzegowina und in Estland ausfällt, lieferte der Titelverteidiger eine konzentrierte Leistung ab. Beste THW-Schützen waren Harald Reinkind und Niclas Ekberg mit jeweils acht Toren.
Nur ein Tor schlechter als der THW sind die Rhein-Neckar Löwen nach dem 36:27 (16:14)-Sieg gegen HBW Balingen-Weilstetten. Beste Werfer bei den Mannheimern waren Regisseur Andy Schmid und Rückraumspieler Lukas Nilsson mit jeweils sieben Toren. "Vor allem in der zweiten Halbzeit war unser Tempospiel sehr gut", befand DHB-Kapitän Uwe Gensheimer.
Bereits am Samstag hatte die SG Flensburg-Handewitt das schwere Auswärtsspiel beim Bergischen HC mit 30:25 (17:10) gewonnen. "Die erste Halbzeit war top, die zweite standen wir nicht ganz so gut in der Abwehr", resümierte SG-Torwart Benjamin Buric. "Mit nur zwei Minuspunkten in sechs Spielen können wir zufrieden sein - gerade auch wegen der Verletzungen, die wir hatten."
© dpa-infocom, dpa:201101-99-162624/3
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