Der erste Auftritt der Fußball-Nationalelf in Stuttgart vor dem Länderspiel an diesem Donnerstag gegen Spanien in der Mercedes-Benz-Arena bringt ein paar Kuriositäten mit sich – und auch die Kickers spielen dabei eine Rolle.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Wer auf der Internetseite der Stuttgarter Kickers nach dem Platzwart Falk Hartmann sucht, der muss fast bis nach ganz unten scrollen. Bei der Auflistung des Geschäftsstellenteams steht Hartmann an vorletzter Stelle – am Montag allerdings hat er es an die Spitze gebracht. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Denn auf Hartmanns Rasen auf dem Trainingsgelände der Kickers im ADM-Sportpark trainierte am Abend nicht wie sonst üblich das Oberliga-Team. Sondern die Nationalelf mit Bundestrainer Joachim Löw.

 

An diesem Donnerstag steigt nach mehr als neun Monaten wieder mal ein Länderspiel, in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart geht es für das DFB-Team in der Nations League gegen Spanien (20.45 Uhr/ZDF) – der Tross der Nationalelf logiert im Degerlocher Wald-Hotel. Alles war für die Tage vor dem Duell minutiös geplant: Abschotten im Hotel – und trainieren im ein paar Steinwürfe entfernten Gazi-Stadion auf der Waldau, womöglich sogar mit ein paar Fans, so war das vorgesehen. Daraus aber wurde nichts.

Auszeichnung für die Stuttgarter Kickers

Grund dafür ist der Rasen im Stadion, der sich in einem schlechten Zustand befindet. Vermutlich ist eine verstopfte Drainage im Erdreich dafür verantwortlich. Während der Trockenperiode wurde der Rasen, für den die Stadt Stuttgart zuständig ist, stark bewässert, das Wasser konnte nicht ablaufen – Pilzbildung war offenbar die Folge. Auch zum Ärger der Kickers.

Im Video: Die Nationalmannschaft in Stuttgart

Und so kam es am Montagabend zum Training der DFB-Elf auf dem Gelände des Oberligisten, der dort selbst für die Rasenpflege zuständig ist. „Das ist eine Auszeichnung für unseren Platzwart Falk Hartmann und sein Team“, sagte Kickers-Geschäftsführer Matthias Becher.

Die Jungs von Löw also übten auf gut bespielbarem Terrain – vorher hatte es im Lauf des Tages ein bisschen gedauert, bis alles in die Gänge gekommen war. Bis 12.30 Uhr hatten die Nationalspieler Zeit, um im Hotel in Degerloch einzutreffen. Und so manch einer reizte dieses Fenster auch aus, erst um kurz vor halb eins fuhren die meisten schwarzen Vans vom Fahrdienst, der die Nationalspieler vom Flughafen abholte, nacheinander vor.

Corona-Test bei Profis

Knapp zwei Stunden vorher war Bundestrainer Joachim Löw am Hoteleingang angekommen. Aus sicherer Entfernung schaute Löw zu den wartenden Journalisten hinter der Absperrung, der Bundestrainer zupfte seine weiße Maske zurecht und lehnte alle Interviewwünsche ab. Auch die Nationalspieler um Ersatzkapitän Toni Kroos zogen am Montagmittag ohne ein Wort und mit Maske ins Hotel, wo am Eingang, na klar, ein Desinfektionsspender bereit stand. Danach unterzogen sich die Profis einem Corona-Test und verbrachten die Zeit bis zum Ergebnis alleine auf dem Zimmer.

Das galt auch für die Legionäre Kroos (Real Madrid), Thilo Kehrer und Julian Draxler (Paris Saint-Germain), die aus Risikogebieten anreisten, aber nicht in Quarantäne mussten. Die medizinische Abteilung war im Hotel gefordert. Denn nur bei einem negativem Test war jedem Beteiligten das Mannschaftstraining erlaubt. Am frühen Abend gab es dann die frohe Kunde: alle negativ – und damit alles gut.

Während also drinnen im Hotel die Tests liefen, fuhr die Polizei draußen in der Zufahrtsstraße hin und wieder vor. Den Hotelhof durften nur Medienvertreter betreten. Fünf Kamerateams versuchten bei jedem Spieler, die atemberaubenden und weltbewegenden Bilder einzufangen, wie er aus dem Auto stieg, sich die Hände desinfizierte und in der Lobby verschwand. Der DFB-Film vom späten Montagvormittag in Stuttgart– das war große Unterhaltung für Fortgeschrittene.

Selfie mit Kai Havertz

Vorne auf der Waldseite des Hotels wiederum versperrten grüne Planen den Blick auf das DFB-Quartier. Immerhin: Die Zufahrtsstraße war nicht abgesperrt, und so standen rund ein Dutzend Fans vor dem Hotelhof, um einen Blick auf die Spieler zu erhaschen. Und als der Chauffeur von Kai Havertz nicht bis direkt vor den Hoteleingang fuhr, sondern vorher haltmachte, da schaffte es ein Junge und bekam ein Selfie. Das stand so in keinem Hygienekonzept, störte aber angesichts der frischen Degerlocher Luft und des kollektiven Maskentragens niemanden.

Später, beim Training am Abend, waren die Masken zumindest bei den Spielern und dem Trainerstab weg. Löw hielt vor der Einheit eine rund zehnminütige Ansprache, dann ging es mit verschiedenen Spielformen und mit lautstarken Kommandos des Bundestrainers in die Vollen. Und auch Löw selbst war am Ball – rund 30 Anhänger hatten sich den Weg durch den Wald gebahnt, standen hinter einem Zaun und beobachteten das Trainingsspiel. Als einer laut „Jogi“ rief, da schoss Löw zum Gruß erst den Ball an den Zaun – und lupfte dann den nächsten drüber. Das Geschenk des Bundestrainers wurde sicher gefangen.