Marokko hat die Fußballwelt überrascht. Und kann am Samstag WM-Dritter werden. Der Erfolg soll keine Eintagsfliege sein. Die Nordafrikaner wollen es wissen.

Walid Regragui dürfte es inzwischen gewohnt sein, hofiert zu werden. Allen voran von den Reportern aus Afrika und den arabischen Ländern. Die werden nicht müde, sich beim Coach des marokkanischen Teams zu bedanken. Für die Leistung des Teams bei der WM, die Freude, die Regraguis Mannschaft Millionen Fans bereitet hat, den Stolz, den die Menschen in ihren Ländern empfinden.

 

Marokko hat in Katar Geschichte geschrieben und in der Tat nicht nur für sich selbst, sondern auch für viele Länder gespielt, die sich abgehängt fühlen und es noch nie so weit bei einer Endrunde geschafft haben. Selbst Titelverteidiger Frankreich musste sich im Halbfinale mächtig strecken, um die Nordafrikaner in Schach zu halten. Marokko hat nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Kontrahenten beeindruckt.

Frankreichs Griezmann zeigt sich beeindruckt

Der französische Mittelfeldspieler Antoine Griezmann wunderte sich über die Stärke des Halbfinalgegners. „Ich bin wirklich beeindruckt, wie die Marokkaner hier aufgetreten sind“, sagte Griezmann nach dem 2:0-Sieg seiner Mannschaft. „Spielerisch, aber auch taktisch. Sie haben sehr viel Druck ausgeübt.“ Das Lob aus berufenem Munde dürfte Marokkos Coach gefallen.

An diesem Samstag (16 Uhr) steht Marokko im Spiel um Platz drei der Elf Kroatiens gegenüber. Auch deren Coach Zlatko Dalic lobt die „Löwen vom Atlas“ ausdrücklich. „Ich habe großen Respekt vor dem marokkanischen Team, sie sind die Überraschung des Turniers. Dies ist die WM der kleinen Länder und der kleinen Nationalteams“, sagte Dalic am Freitag.

Im marokkanischen Lage sitzt derweil der Stachel der Halbfinalniederlage noch tief. „Wir wollten das Finale spielen am Sonntag, nicht das Spiel morgen“, räumte Trainer Regragui am Freitag in Doha ein. Nun wolle man das Beste daraus machen und als Dritter „eine Medaille“ mit nach Hause bringen.

Marokko hat ein klares Ziel

Der Blick der Marokkaner geht schon weiter. Der Erfolg von Katar soll von Dauer sein. Die Perspektiven sind nicht schlecht: Regragui steht inzwischen eine Vielzahl erstklassiger Spieler zur Verfügung. Akteure, die im Ausland aufgewachsen und bei Clubs in Topligen unter Vertrag sind. Der sportliche Erfolg hat dazu beigetragen, die Gräben zu schließen, die Vorbehalte vieler Fans und Experten im Land gegenüber den Auslandsprofis auszuräumen. „Wir wollen uns dauerhaft für eine WM qualifizieren“, sagte Walid Regragui noch in der Nacht nach dem 0:2 im Semifinale gegen Frankreich. „Dafür müssen und werden wir hart arbeiten.“

Zunächst einmal wollen die Marokkaner ihre Vormachtstellung auf dem eigenen Kontinent untermauern. 2024 findet der Africa Cup of Nations statt, die Afrika-Meisterschaft, Gastgeber ist die Elfenbeinküste. „Dort“, betonte Walid Regragui, „wollen wir den Titel holen.“