Für eine junge Frau ist der Umzug bei der Eppinger Fasnacht zum Albtraum geworden. Sie wurde über einen Kessel gehalten und verbrühte sich die Beine. Aber wer sind die Täter?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Eppingen - Drei Monate nach dem Fasnets-Vorfall beim Nachtumzug in Eppingen (Landkreis Heilbronn), bei dem eine junge Frau über einen Hexenkessel gehalten und verbrüht worden ist, hat die Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen. Die Akten lägen jetzt bei der Staatsanwaltschaft in Heilbronn, sagte der Leiter des Eppinger Polizeireviers, Jens Brockstedt. Sie müsse über das weitere Vorgehen entscheiden. Zufrieden ist er nicht: Trotz aller Bemühungen sei es nicht gelungen, der Staatsanwaltschaft einen konkreten Beschuldigten zu benennen.

 

Insgesamt lägen Anzeigen gegen 19 Personen vor. „Es geht um schwere Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung“, sagte der Sprecher. Bei den Beschuldigten handele es sich um die Mitglieder einer Hexengruppe aus Bahnbrücken, einem Teilort der Nachbarstadt Kraichtal (Landkreis Karlsruhe). Sie hatten den mit Holz beheizten Bottich bei dem Umzug mit sich geführt. Alle seien einzeln und im Beisein ihrer Anwälte vernommen worden. Allerdings hätten sie wenig zur Erhellung des Sachverhalts beigetragen. „Entweder haben sie nichts gesehen oder sie wollen sich nicht äußern“, sagte Brockstedt. Weil sie alle als Beschuldigte geführt werden, besitzen sie ein Aussageverweigerungsrecht.

Opfer leidet noch immer an den Folgen

Auch das Opfer konnte den verkleideten Unbekannten, der die 18-Jährige über den kochenden Bottich gehalten haben soll, nicht beschreiben. Die junge Frau, die nach dem Vorfall einfach am Straßenrand abgelegt worden war, musste mit schweren Verbrühungen an den Beinen in einem Stuttgarter Krankenhaus behandelt werden. Sie verbrachte mehrere Wochen in der Klinik und in einer Reha-Einrichtung. Sie ist laut der Polizei immer noch krank geschrieben.

Selbst die Auswertung von Fotos und Videos habe die Ermittler nicht entscheidend weiter gebracht, sagte Brockstedt. Die Polizei hatte die Teilnehmer und Zuschauer des Umzugs gebeten, entsprechendes Material zur Verfügung zu stellen. Auf den mittlerweile gesichteten Dateien sei zu erkennen, dass sich „im Bereich des Hexenkessels immer die gleichen Leute“ aufgehalten hätten. Es handele sich dabei um drei Hexen aus der Gruppe. Alle drei Männer machten keine Angaben. Der entscheidende Moment sei auf keinem Mitschnitt oder Foto festgehalten.

Jetzt ist die Staatsanwaltschaft am Zug

Die Staatsanwaltschaft muss nun entscheiden, ob sie Anklage erhebt, das Verfahren einstellt oder weitere Ermittlungsansätze sieht. Gegenwärtig lägen die Akten bei den beteiligten Rechtsanwälten zur Einsichtnahme. Eine Abschlussverfügung bereite die Staatsanwaltschaft für den Juni vor. Für das Opfer ist eine Klärung des Falles auch wegen eventueller Schmerzensgeldzahlungen wichtig. Für Opfer ungeklärter Verbrechen gibt es Entschädigungstöpfe. Die Polizei geht aber von einem Unfall aus.