„Treibjagd“, der neue Fall mit den Bundespolizisten Falke und Grosz, ist ein packender Krimi. Es gibt mehrere Gejagte – und die Kommissare gehören dazu.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Hamburg - Ein bisschen sind sie Mädchen für alles, die Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz). Aber die scheinbar unspektakuläre Aufgabe, die sie in „Treibjagd“ übernehmen, täuscht: Der Fall entwickelt unter der Regie von Samira Radsi („Deutschland 83“) eine enorme Dramatik und Spannung, die Ermittler und Zuschauer gleichermaßen fordert.

 

Das Duo soll einer „Super-Soko“ zuarbeiten, um eine Einbruchsserie in einem Hamburger Stadtteil zu stoppen. Die Anwohnerschaft spielt sich als Bürgerwehr auf und agitiert in einem Netzforum gegen die vermeintlich untätige Polizei. Als Dieter Kranzbühler (Jörg Pose) einen Einbrecher erschießt, angeblich in Notwehr, werten die Kleinbürger dies als Akt der ausgleichenden Gerechtigkeit; die Frau von der Tankstelle will dem Täter dafür einen 100-Euro-Tankgutschein spendieren.

Falke, der alte Punker, stänkert gegen das Internet

Der Spürhund Falke, diesmal mit Vollbart, merkt schnell, dass an Kranzbühlers Schilderung etwas nicht stimmen kann. Für Bernd Kranzbühler (Andreas Lust) scheint Loyalität unter Brüdern oberstes Gebot. Als sich herausstellt, dass Dieter eine zweite Einbrecherin angeschossen hat und diese einzige Zeugin (Michelle Barthelle) auf der Flucht ist, beginnt ein packender Wettlauf zwischen Polizei und Wutbürgern.

Einbruchsserien, Selbstjustiz, Abwendung vom Rechtsstaat, Hasswellen, die aus dem Netz in die Realität hinüberschwappen – „Treibjagd“ (Buch: Florian Oeller und Benjamin Hessler) schneidet viele aktuelle Themen an, ist aber alles andere als ein überladener Thesen-Krimi. Dass Falke, der alte Punker, Internet und soziale Medien verteufelt, wirkt ein wenig angestrengt gestrig; nicht besonders geglückt ist auch die optische Inszenierung des Netzmobs. Kleine Schwächen eines ansonsten überragenden Sonntagkrimis.