Der neue „Tatort: Die Wahrheit“ aus München müht sich um Realismus – und ist deshalb streckenweise ziemlich langatmig.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart - Leute, die meinen, dass TV-Krimis fürchterlich unrealistisch seien, weil die Fälle in der Regel in ein, zwei Tagen gelöst sind, werden an diesem „Tatort“ aus München ihre helle Freude haben. Bei allen anderen – Zeitgenossen also, für die ein Film in erster Linie ein Film ist – muss man befürchten, dass sie das Krimidrama (Regie: Sebastian Marka; Buch: Erol Yesilkaya) mit den Herren Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) als langatmig empfinden.

 

Jeder hat was anderes gesehen

Aber was sollen die Fahnder auch tun? Sie kommen in einem Mordfall einfach nicht voran, dabei sah die Sache anfangs recht einfach aus: Ein Familienvater wird auf offener Straße von einem vermeintlich verletzt daliegenden Kerl mit Kapuze erstochen. Es gibt jede Menge Zeugen, darunter auch die Frau und der kleine Sohn des Opfers. Aber die Zeugen sind in ihren Aussagen so widersprüchlich, dass sich der Eindruck aufdrängt, hier hätte eine halbe Fußballmannschaft zugestochen.

Warum nur, warum?

Es geht – der Titel lässt es erahnen – um die Wahrheit. Oder besser um Wahrheiten. Eine Wahrheit ist die, dass Batic kurz vor einem Burn-out zu stehen scheint, sich dies aber nicht eingestehen will. Ayumi Schröder (Luka Omoto), die Frau des Opfers, möchte am liebsten nach Japan zurück, in ihre Heimat. Aber bevor sie die für sie alles entscheidenden Wahrheiten nicht kennt (Wer hat ihren Mann ermordet? Und warum?), kann sie nicht gehen. Die Wahrheit aber lässt auf sich warten. Das ist in guten Momenten nervenaufreibend, in schwächeren einfach nur zäh.

Eine Wahrheit ist auch dies: Drohnenflüge über die Szenerie sind bei „Tatort“-Krimis weiter im Aufwind. Man darf gespannt sein, wann die erste, komplett aus der Luft gedrehte Folge kommt.