Thomas Jorberg hat seinen Abschluss an der Waldorfschule Engelberg gemacht. Er war einer der ersten Azubis der GLS-Bank und ist heute der Vorstandssprecher. Er will nicht nur, dass die Kunden Verantwortung für ihr Geld übernehmen, sondern setzt sich auch für die Klimaschutz-Abgabe ein.

Winterbach - Eigentlich war bereits sein erstes Zeugnis ein Fingerzeig für den weiteren Lebensweg von Thomas Jorberg: „Eine besondere Liebe bringt er den Zahlen entgegen“, hatte man dem Erstklässler der Waldorfschule Engelberg im Jahr 1965 beschieden. Mittlerweile ist Jorberg Vorstandssprecher der GLS-Bank, nach vielen Jahren ist er für einen Vortrag zurück an seine Schule gekommen.

 

Behütet und entrückt sei er in dem kleinen Dorf Manolzweiler aufgewachsen, berichtete er. Doch wie verschlägt es einen Winterbacher Waldorfschüler ins Bankenwesen? Das hat der mittlerweile 62-Jährige tatsächlich einem Unfall bei der Reparatur seines VW-Busses zu verdanken: „Eigentlich wollte ich nach dem Abitur mit Freunden nach Griechenland fahren. Aber so kam ich nach Bochum, um dabei zu helfen, die Villa einer Waldorfschule zu renovieren“, erzählte er. Die dortige Kindergärtnerin sei die Frau von Wilhelm Ernst Barkhoff gewesen, einem der Gründer der zunächst von Anthroposophen geprägten GLS-Bank.

Jorberg ist einer der ersten drei Azubis der GLS-Bank

Thomas Jorberg wurde einer der drei ersten Auszubildenden der ersten sozial-ökologischen Bank der Welt. Worin sich diese grundsätzlich von anderen Banken unterscheidet? Die Annahme, dass unternehmerische Tätigkeit dazu da sei, Menschen zu dienen. „Wer bei uns anlegt, gibt die Verantwortung für sein Geld nicht am Bankschalter ab“, erläuterte er. Die GLS-Bank hat im vergangenen Jahr Kredite in Höhe von 3,4 Milliarden Euro vergeben. Der Löwenanteil floss in den Bereich der regenerativen Energien, unterstützt wurde zudem Wohnen, Soziales/Gesundheit oder ökologische Landwirtschaft.

Jeder Kredit wird veröffentlicht. „Es kommt in Einzelfällen vor, dass Anleger ihr Geld abziehen, weil sie mit der Vergabe nicht zufrieden sind. Das ist für uns die Bestätigung, dass die Kunden Verantwortung übernehmen.“ Einst belächelt, sei die Bank mittlerweile zur Referenz geworden. „Viele andere Banken bieten nachhaltige Anlagen an“, berichtete Jorberg.

Warum die GLS-Bank will, dass Kapital stärker besteuert wird

Weil allerdings der Erfolg der Bank nicht ausreiche, um relevant etwas verändern zu können, habe er vor anderthalb Jahren angeregt, als GLS-Bank politische Forderungen zu formulieren. Zum Beispiel, dass die Arbeit weniger, dafür das Kapital mehr besteuert werden sollte. „Das ist eine ungewöhnliche Forderung für eine Bank“, gab Jorberg zu. Aber zum einen sei in den Märkten zu viel Geld, zum anderen werde menschliche Arbeit immer mehr durch Computer, Roboter oder ähnliches ersetzt, immer mehr Erträge würden deswegen in Richtung Kapital fließen.

Jorberg setzt sich für eine umfassende CO2-Abgabe ein

Wichtig ist ihm zudem die schnellstmögliche Einführung einer wirksamen und umfassenden CO2-Abgabe – also nicht nur einer Abgabe, die sich bei zehn Euro pro Tonne bewegt und auf den Verkehrsbereich beschränkt. Schon viel zu viel Zeit habe man verloren, immer schwieriger werde es, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. „Es wird eine Zeit der Transformation geben, überall, in der Landwirtschaft, beim Wohneigentum, in der Mobilität“, betonte Thomas Jorberg.

Warum die Wirtschaft die nötigen Veränderungen verzögert habe, wollte ein Zuhörer wissen. Gewinnmaximierung sei das eine, Angst die andere: „Wir wissen nicht, wie es in zehn oder 20 Jahren aussehen wird“, sagte Thomas Jorberg. Ob nicht viele, die für eine CO2-Abgabe seien, sich persönlich alles andere als klimaneutral verhalten würden, fragte ein anderer Zuhörer. „In dieser Diskrepanz leben wir alle, auch ich. Aber diese Widersprüchlichkeit ist doch der Antrieb für Entwicklung“, meinte Thomas Jorberg.