Die meisten Erwachsenen haben einen Erste-Hilfe-Kurs besucht. Die Filderstädter FDP fordert solche Angebote bereits während der Schulzeit. Ein Rektor und der Gesamtelternbeirat Filderstadt nehmen Stellung.

Lokalsport: Patrick Steinle (pst)

Filderstadt - Den Notruf 112 absetzen, der betroffenen Person helfen, die stabile Seitenlage und eine Herzdruckmassage gehören zu den Basics für Erste-Hilfe-Maßnahmen. Die FDP in Filderstadt fordert, dass Kinder bereits im Schulalter an diese herangeführt werden sollen. „Jeder soll Ersthelfer sein können“, sagt Stadträtin Jutta Clement-Schmid. Die Notärztin findet, dass das „ganz natürlich und eine Selbstverständlichkeit“ sein sollte.

 

„Das macht auf jeden Fall Sinn“, stimmt Simon Müller, Ortsvereinsvorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes in Bernhausen, zu. „Kleinigkeiten, wie den Notruf zu wählen, damit kann man schon helfen.“ Er sieht kein Problem daran, dass man die Grundlagen schon im jungen Alter kennenlernt. „Erstmal macht es Sinn, dass jeder die Basics kann, damit man nicht hilflos in der Situation ist.“ Das DRK würde solche frühen Kurse begrüßen, verweist wie die FDP aber auch darauf, dass eine gewisse Regelmäßigkeit eintreten müsse. Das Erlernte sei schnell vergessen, so Müller. Die Partei spricht von einem Halbjahres-Rhythmus mit kurzen Einheiten, der Ortsvereinsvorsitzende denkt an eine jährliche Auffrischung, stellt aber auch klar: „Besser einmal als keinmal.“

Die Schule würde Unterstützung brauchen

An den Schulen kommen diesbezüglich jedoch Bedenken auf. Sascha Conrad, Schulleiter der Realschule in Bernhausen, stellt die Frage: „Was sollen wir als Schule leisten können?“ Über Umfang und Regelmäßigkeit müsste man seiner Meinung nach sorgfältig nachdenken. Werde der Inhalt zu oft gelehrt, könne es den Schülern wohl auch zu viel werden. „Wenn sie etwas zu häufig hören, schalten sie auch mal ab“, so Conrad, der dieses Verhalten von Sicherheitseinweisungen aus dem Chemie-Unterricht kennt.

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Der Schulleiter zeigt sich jedoch definitiv offen gegenüber der Idee: „Dann gilt es, ein gutes Maß zu finden.“ Generell begrüßt er den Gedanken. An der Umsetzung müsse man feilen, denn seine Schule könne den Aufwand vermutlich nicht selbst leisten. Mit Unterstützung des DRK sei er aber positiv gestimmt. „Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, wenn Kinder Erste Hilfe leisten können“, meint Conrad.

Wird Erste Hilfe schnell zum Langeweile-Thema?

Beim Gesamtelternbeirat Filderstadt stößt das Thema ebenfalls auf Zuspruch. „Grundsätzlich ist das eine gute Geschichte“, sagt der Vorsitzende Jens Fischer. „Jedes Kind kann etwas tun. Das Schlimmste, was man tun kann, ist nichts zu tun.“ Er glaubt allerdings auch, dass es schnell zum „Langeweile-Thema“ werden könne.

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Allgemein könne man die Kurse schon ab der ersten Klasse anbieten, eine Herzdruckmassage sei aber erst im Jugendalter vorstellbar, es fehlt den Grundschülern schlichtweg an Kraft. Die 112 anrufen könnten aber auch die Kleinsten, und man würde sie mit der Situation vertraut machen, was wertvolle Zeit im Notfall spart. Fischer würde aber zu einer freiwilligen Teilnahme raten und es nicht verpflichtend in den Unterricht aufnehmen. In den folgenden Tagen und Wochen soll ein Austausch stattfinden. „Ich bin gespannt, die Meinungen zu hören.“