Mit ihrem Vorschlag eines Rund-um-die Uhr-Betriebes liegen Landrat Bernhard und Oberbürgermeister Cohn richtig, kommentiert LKZ-Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Allein in den vergangenen zwei Tagen hat es auf der A 8 bei Leonberg zwei schwere Unfälle gegeben. In Renningen musste ein verunglückter Motorradfahrer mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebrachten werden. Das sind nur drei aktuelle Beispiele von vielen: Der Autobahn-Hotspot zwischen Stuttgarter Kreuz, Leonberger Dreieck und der Dauerbaustelle bei Pforzheim ist einer der Unfallschwerpunkte in ganz Deutschland. Hier reiht sich Stau an Stau, entsprechend groß ist die Gefahr, dass es kracht. Und das passiert leider Tag für Tag.

 

Gute Argumente verhallen

Neu ist diese Erkenntnis nicht. Doch bisher hat sie bei den Überlegungen der grün-schwarzen Landesregierung über die Zukunft der Luftrettungsstandorte offensichtlich keine Rolle gespielt. Der im zuständigen Innenministerium federführende CDU-Staatssekretär Wilfried Klenk hat mehrfach zu erkennen gegeben, dass er den Empfehlungen eines vier Jahre alten Gutachtens bedingungslos folgen will. Die Region steht Kopf und liefert zahlreiche fachlich fundierte Argumente, die den Erhalt des Hubschrauber-Standorts Leonberg inmitten eines regelrechten Autobahn-Bermudadreiecks dringend nahelegen.

Doch das scheint im Innenministerium niemanden zu interessierten, den Hausherrn am allerwenigsten. Minister Thomas Strobl ist mit den Gedanken woanders, weil er um sein politisches Überleben kämpft. Sein Staatssekretär Klenk gibt den Hardliner und kann sich der nibelungentreuen Gefolgschaft der heimischen Abgeordneten von Grünen und CDU sicher sein.

Große Unterstützung in der Bevölkerung

Der jetzt von Landrat Roland Bernhard und Oberbürgermeister Martin Georg Cohn vorgeschlagene 24-Stunden-Betrieb gibt der Diskussion indes eine neue Dynamik. Bisher macht das Ärzteteam von Christoph 41 abends Schluss. Nachteinsätze gibt es nur von Villingen-Schwenningen im Schwarzwald aus. Und das ist, gerade wenn es bei Notfalleinsätzen um Minuten, wenn nicht gar Sekunden geht, ein weiter Weg ins nördliche Baden-Württemberg. Ein zusätzlicher, besser gelegener Rund-um-die Uhr-Betrieb würde also großen Sinn machen.

Und während an vielen Standorten mit Widerstand wegen Lärmbelastungen zu rechnen ist, dürfte ein Dauerbetrieb in Leonberg ohne größere Querelen eingeführt werden können. Die Bekenntnisse aus der Bevölkerung für „ihren“ Hubschrauber sind eindeutig, nicht zuletzt die Petition hat das gezeigt. Dass nächtliche Einsätze in Leonberg auf eine breite Akzeptanz stoßen würde, ist mehr als wahrscheinlich.

Menschenleben sind Chefsache

Winfried Klenk und die Seinen wären gut beraten, würden sie die Standortdiskussion unter diesem Aspekt neu betrachten. Mit einem Rund-um-die-Uhr Betrieb kann eine beträchtliche Versorgungslücke in den Nachtstunden im nördlichen Landesteil geschlossen werden. Ein lebensrettendes Angebot also, das weit über die Unfallschwerpunkte in der Region Stuttgart hinausgeht.

Bernhard und Cohn haben sich direkt an den Innenminister gewandt. Vielleicht schaut sich Thomas Strobl doch einmal die Argumente persönlich an. Das Retten von Menschenleben sollte schon Chefsache sein.