Es geht um 50 000 Euro: Zwei Tanzpaare aus der Region Stuttgart haben es ins Halbfinale der RTL-Show: „Das Supertalent“ geschafft. Am Samstag zeigt sich, ob sie weiterkommen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Kreis Böblingen - Auf dem Spiel stehen 50 000 Euro. Wenn die beiden Tanzpaare bei der RTL-Show „Das Supertalent“ am Samstag weiterkommen würden und dann auch noch das Finale schaffen, wollen sie das Geld zur Hälfte armen Kindern schenken und es zur Hälfte in ihre Tanzausbildung investieren.

 

Die vier Kinder David und Philipp Baal, Eliana Heinrich und Letizia Lis sind zwischen neun und zwölf Jahre alt. Die Summe von 50 000 Euro ist vermutlich eine sehr abstrakte Zahl für sie. Konkret sind ihre beachtlichen Erfolge: Die beiden Tanzpaare haben schon eine Landesmeisterschaft gewonnen und sind Vizemeister gewesen.

„Tanzen ist Leben“, sagt die Mutter Lilia Heinrich, die für ihr Leben selbst gerne Tänzerin geworden wäre, aber es aus vielerlei und immer denselben Gründen nicht geschafft hat, wie: Keine Zeit oder keinen Tanzpartner. Sie will aber, dass ihre Kinder die Freude am Tanz erleben dürfen, und das tun sie.

Wenn die vier vor den Spiegeln des Tanzsaals der Tanzschule Royal Dance in Remseck einen lockeren Charleston hinlegen oder sich in die lateinamerikanischen Rhythmen finden, strahlen sie Selbstsicherheit aus, Körperspannung und Lebensfreude. Für das Gefühl, eins mit ihren Bewegungen, der Musik und dem Rhythmus zu sein, opfern sie viel: Mehr als eine Stunde fahren sie im Auto von Böblingen und Weil der Stadt ins Training nach Remseck, und wenn sich die Jungs streiten, dann muss sich Letizia Lis immer dazwischen setzen und schlichten.

Gleichgroß – und nett

Eine gute Tanzpartnerin, sagt David Baal „muss etwa gleich groß sein, gleich gut tanzen können und nett sein.“ Voraussetzungen, die alle vier perfekt erfüllen, jeder auf seine Weise. Natürlich kann man nicht früh genug anfangen. Eliana Heinrich ist mit dreieinhalb Jahren in die tänzerische Früherziehung gegangen, alle vier Kinder sind musikalisch und spielen Klavier. Letizia Lis will, wenn sie groß ist, und sie ist schon ziemlich groß, einmal Schauspielerin werden.

Mit einer Perfektion, die tatsächlich erstaunlich ist und die auch nicht gelitten hat durch die erzwungene Trainingspause in der Pandemie, werden sie am Samstagabend ihre Kunst in der RTL Show zeigen. Sie konkurrieren dabei mit Supertalenten jeden Alters und werden dabei vermutlich nicht mit Samthandschuhen angefasst: Die vierköpfige Jury mit Dieter Bohlen an der Spitze ist berüchtigt dafür, auch mal ziemlich heftig auszuteilen.

Ausgebildet werden sie von Victoria Kleinfelder-Cibis und Andrzej Cibis, die beide schon etliche internationale Tanzwettbewerbe gewonnen haben und gut im Showgeschäft verankert sind. Zur RTL Show „Let’s Dance“ schreibt Victoria Kleinfelder-Cibis die Choreografien und der Profitänzer Andrzej Cibis ist der Tanzpartner der prominenten Dame, die zur Show eingeladen wird.

Dreifache Zweisamkeit ist einmalig

Die beiden harmonieren nicht nur auf dem Tanz-Parkett, auch in ihrer Ehe und erst recht in der Tanzschule, die sie gemeinsam betreiben. Andrzej Cibis hat keine Angst, dass diese dreifache Zweisamkeit ihnen einmal auf den Wecker geht, wegen einer Fähigkeit, die man beim Tanzen lernt: der Empathie. Vorauszusehen, wohin sich der Partner bewegt oder bewegen möchte, und ihn da zu stärken, wo er Schwächen hat. Victoria Kleinfelder-Cibis ist glücklich, dass sie im Tanz wie im Leben einen Partner hat, den sie nicht nur morgens beim Frühstück sieht und kurz abends nach der Arbeit.

Man lerne noch mehr beim Tanzen, berichtet Andrzej Cibis, nicht nur Disziplin auch Charakterbildung. Für ihn ist der Tanz eine gelungene Mischung aus Sport und Kreativität, in der man seine Gefühle mit seinem Körper ausdrückt. Gefühle, die man sonst vielleicht niemals kanalisieren könnte. Und vielleicht, wenn alles klappt, können ihre vier Schüler am Samstag nach der Show ihre Gefühle in einem ordentlichen Freudentanz ausdrücken.