Der Kommunikationstrainer Klaus Steinke beschäftigt sich in seiner Freizeit gerne mit Geschichte. Bevorzugt forscht er zur Villa Weißenburg und dem dazugehörigen Weißenburgpark im Stadtteil Bopser.

S-Süd - Eigentlich forsche er schon seit 52 Jahren, sagt Klaus Steinke und wirft zum Beweis ein Bild auf die Leinwand. Es zeigt den Referenten als kleinen Buben mit Schaufel in der Hand im Weißenburgpark sitzend. „Damals wusste ich noch nicht, dass ich gerade im ehemaligen Gemüsegarten grabe“, sagt er.

 

Klaus Steinke ist eigentlich Kommunikationstrainer, hobbymäßig aber leidenschaftlicher Historiker. Im Süden aufgewachsen, gehört sein Interesse seit jeher dem Bopser im Allgemeinen und dem Weißenburgpark im Besonderen. An diesem Sonntagabend spricht er im Marmorsaal von den Ergebnissen seiner Forschungen, über die Villa und die Burg Weißenburg, die dort oben standen.

Lange Zeit lebte der Unternehmer Ernst von Sieglin dort

Die mittelalterliche Burg ist im Jahr 1312 zerstört worden – „von den Esslingern“, sagt Klaus Steinke. Der Bau der Villa auf dem Gelände folgte von 1843 an. Einige Jahre später bezog der Stuttgarter Unternehmer Ernst von Sieglin mit seiner Familie das herrschaftliche Anwesen inmitten der weitläufigen Parkanlage, die vom Hausbesitzer in den kommenden Jahren immer wieder erweitert worden ist. So entstanden auf dem Areal das Teehaus und der Marmorsaal, in dem heute zum Beispiel viele interessierte Besucher sitzen, um dem Vortrag von Klaus Steinke zu folgen.

Dieser hat sich nicht mit der Forschung in den Archiven der Stadt zufrieden gegeben, sondern in den vergangenen Jahren den gesamten Park immer wieder unter anderen Gesichtspunkten erkundet. Er verglich Fotografien, Zeichnungen und Kupferstiche mit den heutigen Gegebenheiten und hat so die Historie rekonstruiert. „Wer im Teehaus sitzt, befindet sich im alten Burggraben“, sagt er etwa. Auf einem Kupferstich zeigt er auf einen Bach: „Das ist jetzt die Hohenheimer Straße.“ Vieles ist heute noch erhalten, etwa das Einfahrtstor, das seinerzeit zur Villa geführt hat, auch Bäume und Statuen. Hilfe hat der ehrenamtliche Historiker von den Nachfahren Ernst von Sieglins erhalten, die Enkel überließen ihm Fotoalben der Familie für seine Untersuchungen.

In den 1950er Jahren verkaufte die Familie Sieglin an die Stadt

Die Familie Sieglin hat in den fünfziger Jahren das gesamte Gelände der Stadt Stuttgart verkauft. Der Park ist zu der öffentlichen Grünanlage umgebaut worden, wie man sie heute kennt – mit Spielplätzen und Aussichtsplattform. Die Villa ist im Jahr 1964 abgerissen worden.

Klaus Steinke ist damit aber noch lange nicht am Ende seiner Forschungen angelangt. „Es gibt am Bopser noch so viel zu entdecken“, sagt er. So seien etwa die Geschichten des Teehauses und des Marmorsaals gesondert zu erzählen. Auch möchte er sich auf die Suche nach den Statuen begeben, die aus dem Park verschwunden sind. „Es bleibt spannend, was wir herausfinden“, sagt er.