Kunststoff schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch der Gesundheit. Die Expertin Nadine Schubert hilft beim Umdenken. Ihr Vortrag in Waldenbuch war gut besucht, was zeigt: Das Thema ist aktueller denn je.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Waldenbuch - Ein Leben ohne Plastik ist nicht möglich, ein Leben mit weniger schon. Wie groß das Interesse daran ist, hat eine Veranstaltung der Grünen und des Nabu in Waldenbuch gezeigt. Zum Vortrag im Georg-Pfäfflin-Gemeindehaus sind mehr Leute gekommen, als Stühle vorhanden waren. Die Autorin und Journalistin Nadine Schubert hat das Leben ihrer Familie vor fünf Jahren umgekrempelt. „Ich habe beschlossen, dass ich meine Familie nicht mehr mit Plastik füttern kann“, sagt sie und erklärt, wie ihr der Wandel gelungen ist.

 

Wie kaufe ich anders ein?

Das Erste, was Nadine Schubert 2013 umgestellt hat, waren die Getränkeflaschen. Glas statt Plastik. Und Wasser trinken die Schuberts aus dem Hahn. Sie haben sich einen Wassersprudler angeschafft. Und auch bei anderen Produkten greift Nadine Schubert im Supermarkt zur Glasvariante. Diese seien nicht unbedingt teurer. Leere Einweggläser versucht sie, wieder zu verwenden, da Glasrecycling sehr energieaufwendig ist. Am liebsten kaufe sie ihre Nahrungsmittel aber lose. Beispielsweise in Unverpackt-Läden.

Käse und Wurst kauft sie nicht mehr in Einwegverpackungen, sondern offen an der Theke, sie hat deshalb stets ihre Edelstahldosen dabei. Dies sei nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit. Denn der Kunststoff wandere in die Lebensmittel. „Das essen wir alles mit“, sagt Schubert.

Wie gesundheitsschädlich ist Plastik?

Laut einer Info-Broschüre des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (Bund) lösen sich Chemikalien aus dem Kunststoff und gelangen in den menschlichen Körper. Die Folgen könnten durchaus gravierend sein. Sie reichen von Allergien über Fettleibigkeit, Unfruchtbarkeit bis hin zu Krebs. Als besonders problematisch gelten die Kunststoffe Polyvinylchlorid (PVC) und Polycarbonat (PC).

Woraus besteht Plastik eigentlich?

Synthetische Kunststoffe werden aus Erdöl, Kohle und Erdgas gewonnen. Das am häufigsten verwendete Ausgangsprodukt ist Rohbenzin. Es wird thermisch gespalten und chemisch umgebaut. In der weiteren Verarbeitung werden Zusatzstoffe wie Weichmacher, Stabilisatoren oder Farbmittel beigemischt. Die größten Gebiete, in denen Plastik zum Einsatz kommt, sind Verpackung (33 Prozent), Bauwesen und Elektronik/Elektrotechnik (je 25 Prozent). Laut dem Film „Plastic Planet“ könnte mit dem Plastik, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts produziert wurde, die Erde sechsmal eingehüllt werden.

Kann ich Produkte selbst herstellen?

Auf ihrer Homepage www.besser-leben-ohne-plastik.de berichtet Nadine Schubert nicht nur über ihr Leben mit möglichst wenig Plastik. Sie gibt zudem Tipps, wie sich beispielsweise Putzmittel oder Drogeriewaren selbst herstellen lassen. Rezepte finden sich aber auch anderswo im Internet.

Welche Schnelltipps gibt es?

Auch mit kleinen Taten kann man viel bewirken. Nadine Schubert hat eine Reihe an Tipps, die sofort umsetzbar sind: Auf Coffee-to-go-Becher und Kaffeekapseln verzichten; Eiswaffel statt Eisbecher; regionales, unverpacktes Gemüse statt Bio-Gemüse in Plastik; Kaffeesatz als Peeling; Eierschalen in Säckchen, um weiße Wäsche zu waschen; Olivenölseife statt Flüssigseife; Toilettenschaber statt Toilettenbürste; Nachfüllgrablichter in Gläschen statt der herkömmlichen Plastikvariante; Menstruationstasse statt Tampons und Binden.