Wenn Schüler die ersten vier Jahre keine Hausaufgaben machen müssen, erzielen sie bessere Ergebnisse im Abitur – das zeigen die Ergebnisse der Pisa-Studie in Finnland, sagt Hartmut Horn. Der anthroposophische Arzt hält am Mittwochabend einen Vortrag an der Oskar-Schwenk-Schule.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Waldenbuch - Kinder können sie selten leiden, Eltern und Lehrer halten sie meist für sinnvoll: die Hausaufgaben. Der anthroposophische Arzt Hartmut Horn, der eine Arztpraxis in Aichtal hat, spricht am Mittwoch, 8. Februar, in der Waldenbucher Oskar-Schwenk-Schule über seine Sichtweise auf die Aufgaben, die Kinder zu Hause erledigen sollen, um den Unterrichtsstoff zu wiederholen und zu verinnerlichen. Der Vortrag trägt den Titel: „Wenn die Hausaufgaben zur Qual werden“.

 

„Es existiert wissenschaftliche Evidenz, dass bessere Ergebnisse im Abitur auftreten, wenn während der ersten vier Schuljahre keine Hausaufgaben gegeben werden“, erläutert Horn in der Ankündigung zu seinem Vortrag. Aus den Pisa-Studien der vergangenen Jahre sei eindeutig hervorgegangenen, dass weniger Druck, späteres morgendliches Beginnen mit ausgeschlafenen Schülern, gemeinsames warmes Mittagessen, individuelle Hilfestellung, und genügend Zeit für freies Spiel die besten Ergebnisse bringe – so wie das etwa in Finnland die Regel sei.

Zahl der jungen Patienten steigt an

„Außerdem beweist uns die Forschung in der Neurologie, dass der Erwerb von Wissen unter Anspannung zu kurzer Halbwertszeit führt, und umgekehrt emotional positiv-belegte Lerninhalte lebenslänglich erinnerbar bleiben“, sagt der Arzt.

Horn sieht eine Verbindung zwischen dem steigenden Druck und den steigenden Patientenzahlen in Kinder- und Jugendarztpraxen wegen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Infektanfälligkeit, Schlafstörungen und Kopfschmerzen. „Zudem steigt seit Jahren auch die Zahl der Patienten in Kinder- und Jugendpsychiatrien wegen Unruhe, Konzentrationsstörungen, Ängsten, Zwangsstörungen, selbstverletzendem Verhalten, Bulimie und anderen Sucht-Erkrankungen“, sagt Horn.

Kinder erkranken an den hohen Anforderungen

Bei dem Vortrag soll es um die zunehmenden Anforderungen an junge Erwachsene gehen – auch von Seiten ihrer Eltern –, sowie um Lehrer, die unter dem Druck stünden, immer schneller Leistungen abfordern zu müssen. Dies führe dazu, dass sich die Kinder so lange bemühten, diesen Anforderungen gerecht zu werden, bis sie daran erkrankten. „Alle Störungen im Kindes- und Jugendalter, welche die Entwicklung stören und den jungen Menschen den Start ins Leben erschweren, hängen eng mit der Realität unseres Bildungs-Systems zusammen“, sagt Horn.

Der Vortrag richtet sich an Lehrer, Rektoren, Schulräte, Eltern, Paten und Großeltern. „Es geht darum, wie wir zwischen all den heutigen Anforderungen gute Wege finden, die Lust am Lernen, die Freude an der Schule, die Nachhaltigkeit von Lern-Erfolgen, und letztlich die Fröhlichkeit des Daseins wieder zu finden.“