Der Historiker Achim Bonenschäfer hat ein Buch über Stuttgarter Wasserkräfte geschrieben. In der Stadtteilbibliothek Möhringen hat er über die Mühlen der Filderstadtteile berichtet.

Möhringen - Der Historiker Achim Bonenschäfer hat aus den für eine Dissertation zusammengetragenen Fakten ein Buch über die „Stuttgarter Wasserkräfte und die Industrialisierung im Mittleren Neckarraum“ gemacht. Neben der Geschichte von Fabriken und Elektrizitätswerken hat er sich verstärkt dem Thema Mühlen gewidmet. Auf Einladung der Stadtteilbibliothek Möhringen berichtete der Wissenschaftler detailliert über die „Mühlen der Stuttgarter Filderstadtteile“. Von denen gab es über die Jahrhunderte etliche große und kleine, deren Geschichte von harter Knochenarbeit und wirtschaftlicher Not erzählt.

 

Nicht viele Spuren der im Buch beschriebenen Mühlen sind noch zu sehen. Für die Zuhörer hatte der Referent einen Ausflugstipp parat: Im Naherholungsgebiet der gegen die Wasserknappheit künstlich aufgestauten Parkseen kann man westlich des Bärensees an einer offenen Rinne entlang spazieren, die das gestaute Wasser zum Nutzen der Stuttgarter Müller in den Pfaffensee leitete.

Kleine Mühlen konnten sich nur mühsam halten

Im Bereich Möhringen gab es zwei bedeutende Mühlen: zum einen die Untere Körschmühle (inzwischen ein Reiterhof), zum anderen die Obere Körschmühle mit ihrem Mühlrad mit zwölf Meter Durchmesser. Die war lange ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen. Die einsame Lage im damals unbebauten Wiesengrund und die große Geräuschkulisse, so der Referent, machten das Leben für die Müller nicht leicht. „Oft lief die Mühle bis in die Nacht hinein“, so berichtete Bonenschäfer, „das Müllerhandwerk war eine Knochenarbeit.“

Eine Schaumühle gab es im von Herzog Carl Eugen ab 1776 in Hohenheim eingerichteten englischen Park, – von dessen Mätresse und späterer Frau Franziska „Dörfle“ genannt. Dort simulierte an Festtagen die Landbevölkerung mit bis zu 2000 Statisten dörfliches Leben für die hohen Herrschaften. Nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora und den darauf folgenden Hungersnöten (1816 ging in die Annalen als „Jahr ohne Sommer“ ein) wandelte der neu inthronisierte König Wilhelm I. den Park in eine landwirtschaftliche Versuchs- und Musteranstalt um.

Die Plieninger Untere Seemühle musste sich mit diesem Vorgänger der Universität Hohenheim das Wasser teilen. Einer deren Pächter, deren Schicksale Bonenschäfer beschrieben hat, wurde beschuldigt, Grünmais und Gras zum Mehl zugemischt zu haben. „Die Idylle“, so der Referent, „trügt darüber hinweg, dass sich kleine Mühlen nur mühsam halten konnten.“