Im Gebiet Goldäcker will die Stadt Leinfelden-Echterdingen Wohnungen schaffen, die zum einem bezahlbar sind und gleichzeitig ökologisch wertvoll. Geht das überhaupt?

Leinfelden-Echterdingen - Wer es wirklich besser weiß, gilt im Schwabenland als „Käpsele“ und grenzt sich damit klar von dem „Gscheitle“ ab, der nur so tut, als wüsste er es besser. „KaepseLE“ nennt sich auch ein Projekt, mit dem sich die Stadt Leinfelden-Echterdingen für den Ideenpool der Internationalen Bauausstellung 2027, das sogenannte IBA-27-Netz beworben hat. Auch dieses Projekt soll vieles auf einmal können.

 

So will die Stadt in den Goldäckern ein Wohnquartier entwickeln, dessen CO2-Fußabdruck möglichst klein ausfällt und in dem es sich Menschen mit schmalem Geldbeutel leisten können, zu wohnen. Die Grundsätze des Projektes lauten: Klimaschutz und -anpassung durch emissionsfreies Bauen, Pflanzen, Stoffkreisläufe und Energievernetzung in L.-E.

Wo liegt das neue Wohngebiet?

Die Stadt ist seit Anfang des Jahres im Besitz ehemaliger Ackerflächen, die westlich der Goldäckerstraße und damit am Westrand von Echterdingen liegen. „Die Fläche ist schon lange im Flächennutzungsplan der Stadt“, sagt Philipp Schwarz, Leiter des Stadtplanungsamtes. Nun habe man entschieden, dort auch zu bauen. Das Gebiet gehört zu jener Fläche, die zwischen den Stadtteilen Echterdingen und Leinfelden liegt, und welche die Kommune vor Corona noch als neue, grüne Mitte entwickeln wollte. Mit diesem deutlich größeren Projekt wollte sich die Stadt zunächst für die Internationale Bauausstellung bewerben. Die Kommune hatte sich davon die Chance versprochen, eine über Stadtteilgrenzen reichende Identität zu entwickeln. Wegen der Krise hatte Oberbürgermeister Roland Klenk dann aber die Reißleine gezogen und entschieden, dies zu verschieben.

Nun liegt also der Fokus auf einem „kleineren Projekt“, wie Bürgermeisterin Eva Noller unserer Zeitung sagt. Was das Ganze nicht weniger spannend macht. In den Goldäckern sollen von 2023 an 180 Wohneinheiten entstehen, die Vorzeigecharakter haben könnten. Denn dort will man Klimaschutz und sozialen Wohnungsbau unter einen Hut bekommen.

Wie passen ökologische und ökonomische Interessen zusammen?

„Klimaschutz soll für jedermann bezahlbar werden“, fasst Amtsleiter Schwarz das ambitionierte Ziel zusammen. „Wir glauben, dass wir das erreichen können, wenn wir die Bauproduktion mehr in Serie denken“, sagt er. So könne man Qualitäten erreichen, die man bei der Einzelanfertigung von Häusern nicht erreichen könne. Ähnliches hatte Architekt Werner Sobek bei einer Veranstaltung in Leinfelden-Echterdingen gesagt. Die Kommune will demnach in den Goldäckern sich wiederholende Gebäude bauen und dabei auf bestehende Systeme zurückzugreifen.

„Kostentreiber beim Bauen ist alles, was unter der Erde liegt“, erklärt Schwarz. Deshalb werde über eine Quartiersgarage nachgedacht. Dort würden dann alle Stellplätze des Wohngebietes gesammelt untergebracht.

Zu dem Gebiet gibt es bereits einen städtebaulichen Entwurf. Mit dem Büro von Werner Sobek werden Kriterien erarbeitet, die in dem Gebiet erstmals Anwendung finden sollen. Die Stadtwerke entwickeln derzeit ein Energiekonzept für ein Nahwärmenetz. Noch aber fehle laut Schwarz ein Baustein, und das sei die Rückkopplung mit der Bauwirtschaft. Deshalb plant die Kommune, im Herbst einen Expertenworkshop zu veranstalten. Dort will man sich Gedanken machen, wie der Entwurf aussehen muss, damit man möglichst kostengünstig und gleichzeitig gut und umweltgerecht bauen könne. Interessant sei dabei auch, sich zu fragen, wie viel Wohnraum der Mensch überhaupt braucht. „Wenn man die Wohnflächen klein hält, muss man weniger Miete bezahlen“, sagt der Amtsleiter

Man lebt dort also auf kleinem Raum, dafür aber klimaneutral?

Die Stadt will erreichen, dass die Emissionen, die beim Bauen entstehen, nach 15 Jahren kompensiert sind. „Wenn Sie dort also einziehen, wissen Sie, dass sie nach 15 Jahren in einem CO2-neutralen Gebäude leben“, sagt Schwarz. Die Kommune will sich vorerst nicht auf ein bestimmtes Baumaterial festlegen. „Denn selbst Holz muss aus dem Wald rausgeholt, transportiert und bearbeitet werden“, sagt Schwarz. Die Stadt will aber auf Baustoffe setzen, die von Anfang an voneinander getrennt sind und bei einem späteren Rückbau des Hauses woanders wieder eingesetzt werden können. Das Pflanzen von Bäumen soll zudem helfen, die CO2-Emissionen zu kompensieren.