In der Sendung „Die Höhle der Löwen“ wurde der Erfindergeist aus dem „Ländle“ gleich mehrfach unter Beweis gestellt: Mit JayKay, Strong und BitterLiebe wollten drei Start-Ups aus Baden-Württemberg die Investoren überzeugen. Hat das geklappt?

Stuttgart - In der Sendung „Die Höhle der Löwen“ waren drei Start-Ups aus Baden-Württemberg zu Gast. JayKay, Strong und BitterLiebe wollten die Chance nutzen, das Publikum und die Investoren für sich zu gewinnen und das Studio womöglich mit einem Deal zu verlassen. Aber wie ist es ihnen ergangen?

 

1. JayKay

Elektrische Longboards sind immer häufiger auf der Straße zu sehen, so die Beobachtung von Isabell Armbruster, Marius Martin, Benedict Kuhlmann und Daniel Jäger aus Kressbronn am Bodensee. Sie störten sich jedoch an der Konstruktion dieser Boards, bei denen der Akku oft zusätzlichen Platz beansprucht. Sie beschlossen, eine Achse zu entwickeln, die die gesamte Technik inklusive Akku bereits beinhaltet. Mit dieser können auch nicht-elektrische Boards nachgerüstet werden.

Von der Idee 2014 bis zum finalen Produkt zwei Jahre später war es ein langer Weg. 2017 kündigten die Gründer ihre Jobs, um von da an ihre gesamte Konzentration auf die eigene Firma „JayKay“ richten zu können. Von den Löwen forderten sie 100.000 Euro und boten im Gegenzug zehn Prozent Anteil am Unternehmen.

Frank Thelen wagt die Probefahrt

Ihr Wunschlöwe Frank Thelen, Internet-Unternehmer und großer Skate- und Snowboardfan, wagte die Probefahrt, empfand diese jedoch als „ein bisschen rucklig“. Sängerin und Teleshopping-Moderatorin Judith Williams war zwar vom Produkt und den Gründern begeistert, wollte jedoch nicht nur Geldgeber sein. Mangels Erfahrung in diesem Bereich stieg sie aus. Nils Glagau, Gesundheits-Unternehmer und seit dieser Staffel neuer Löwe, folgte ihr – ihm fehlte nach eigener Aussage das technische Know-How.

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Auch Carsten Maschmeyer verzichtete auf ein Angebot und kritisierte die „nur rationale“ Überzeugung der Gründer. Am Schluss blieb lediglich Wunschlöwe Frank Thelen übrig. Er schaute sich die Achse noch einmal aus der Nähe an und stieg ein zweites Mal aufs Board. Für ihn war die Fahrt wieder „nicht so richtig smooth“. Angesichts des Preises von 1999 Euro – alleine für die Achsen – sah er nur einen absoluten Nischenmarkt. Trotz seines Fazits – „saubere Ingenieursarbeit, das begeistert mich“ – ließ er die Gründer ohne Deal nach Hause gehen.

2. Strong

Gründerin Jennifer Lapidakis aus Mannheim stieß beim Crossfit-Training auf das Problem, dass ihr Makeup durch den Schweiß häufig verschmierte. Drei Monate Recherche später startete sie mit ersten Tests, um ein schweißfestes, leichtes Makeup zu entwickeln, dass trotzdem Deckkraft und Haltbarkeit bieten sollte.

Über vier Jahre und über 250.000 Euro später, die sie laut eigener Aussage bislang in ihr Unternehmen investierte, trat sie nun den Löwen mit ihrer eigenen Marke „STRONG fitness cosmetics“ gegenüber. Nachdem die in diesem Fall ausschließlich männlichen Löwen darüber diskutiert hatten, ob man sich als Frau für das Fitnessstudio schminkt, erwiderte sie, dass 50 Prozent aller Frauen geschminkt zum Sport gingen.

Forderung: 500.000 Euro von den Löwen

Dieses Jahr habe die Firma bereits 500.000 Euro Umsatz erwirtschaftet und im ersten Quartal 100.000 Euro Gewinn erzielt. Bis heute seien 80.000 Einheiten ihrer Produkte verkauft worden. Ihr Unternehmen sei von einer anderen Investorenrunde bereits mit 5,7 Millionen Euro bewertet worden, diese pausiere aber gerade aufgrund der Sendung, so Lapidakis.

Sie wollte 500.000 Euro von den Löwen, wofür sie bereit war, zehn Prozent der Anteile abzugeben. Ihr Kampfgeist und ihre Verhandlungsstärke imponierten Carsten Maschmeyer zwar, aber er kritisierte ihr Angebot als „dreist“ und stieg aus.

Hoffnung ruhen auf Georg Kofler

Auch Frank Thelen ging es ähnlich. Nachdem er festhielt, dass Makeup „nicht sein Gebiet“ ist, erwähnte er außerdem, dass sonst das Zwei- bis Dreifache des Umsatzes der Firmenbewertung entspricht. Bei einem angepeilten Umsatz von einer Million Euro für 2019 empfand er die von Gründerin Lapidakis genannte Bewertung als deutlich zu hoch und stieg aus – so wie auch Unternehmer Ralf Dümmel.

Nils Glagau fühlte sich angesichts des bisherigen Erfolgs „nicht gebraucht“ und verzichtete ebenfalls auf ein Angebot. Somit ruhte die Hoffnung der Gründerin auf Georg Kofler, den fünften Löwen in der Runde. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von ProSieben bot ihr zwar die geforderten 500.000 Euro, allerdings für 25 Prozent der Firmenanteile. Ein Gegenangebot mit 15 Prozent der Anteile schlug er aus und hielt später fest, er hätte auch bei 22 Prozent der Firmenanteile abgelehnt. Daher verließ auch Jennifer Lapidakis die Höhle ohne Deal.

3. BitterLiebe

Von den Baden-Württemberger Unternehmen war somit lediglich noch „BitterLiebe“, ebenfalls aus Mannheim, im Rennen. Die Gründer Andre Sierek und Jan Stratmann lernten sich über ihre Freundinnen kennen, die Schwestern sind. Die Mutter der Freundinnen ist Heilpraktikerin und brachte die beiden auf die Idee, ein Unternehmen für Bitterstoffe zu gründen.

So sorgen Bitterstoffe nach Aussage der Gründer bereits seit Jahrhunderten für eine bessere Verdauung und steigern Wohlempfinden und Gesundheit. Daher entwickelten sie sowohl Pulver, als auch Tropfen, um einen unkomplizierten Konsum zu ermöglichen. „Wir wollen den Deal haben, um unser Start-up auf eine neue Stufe zu heben“, fasste Sierek das Ziel zusammen.

Die Investoren sind interessiert

Die Gründer forderten 200.000 Euro für 12,5 Prozent der Firmenanteile. Während Judith Williams die Tropfen regelrecht zu genießen schien, zeigte sich Ralf Dümmel weniger überzeugt: „Es schmeckt sehr gesund“. Zahlenmäßig hatten Sierek und Stratmann jedoch einiges vorzuweisen: Seit Mai hätten sie 260.000 Euro Umsatz gemacht und dabei 17.000 Euro Gewinn erwirtschaftet.

Die Investoren waren, von Georg Kofler abgesehen, begeistert. Kofler hielt fest, dass er lieber seinen Fernet Branca trinke, eine italienisches Bitterspirituose. Nils Glagau und Dagmar Wöhrl boten die geforderten 200.000 sowie die Expertise und Möglichkeiten zweier Löwen – dafür wollten sie allerdings 30 Prozent der Firmenanteile. Ralf Dümmel bot ebenfalls die geforderten 200.000 Euro und stellte einen größer dimensionierten Vertrieb in Aussicht, forderte jedoch nur 20 Prozent der Anteile.

Streit zwischen den Löwen

Glagau begann daraufhin einen Streit mit Dümmel über ein früheres Investment, dass im Massenmarkt nicht funktioniert habe. Dümmel widersprach. Unbeeindruckt grätschte Judith Williams dazwischen, schlug konkret vor, das Produkt im Teleshopping und anschließend bei einem Drogeriemarkt anzubieten. Dann könne man schauen „wo die Reise hingeht“. Auch sie war bereit, 200.000 Euro für 20 Prozent der Anteile zu investieren.

Das überzeugte Sierek und Stratmann, die ihre Entscheidung als eine Mischung aus Bauchgefühl und strategischen Gründen beschrieben. Somit war „BitterLiebe“ das einzige Baden-Württemberger Unternehmen, das die Höhle an diesem Abend mit einem Investment im Gepäck verließ. Und auch Gründer Andre Sirek zeigte sich mehr als zufrieden: „Der Tag wird ganz dick im Kalender angekreuzt!“