Die Berufsfeuerwehr Stuttgart ist auch Teil des medizinischen Rettungsdienstes. Es ist die einzige Feuerwehr in Baden-Württemberg, bei der das der Fall ist. Die ersten vier Notfallsanitäter haben vor kurzem ihre dreijährige Ausbildung abgeschlossen.

Degerloch - Wenn der Rettungswagen mit Blaulicht aus der Feuerwache 5 in Degerloch ausrückt, ist neben dem Fahrer kein Notarzt mit an Bord, sondern ein Notfallsanitäter. Bei ihrem Einsatz tickt die Uhr unerbittlich: In Baden-Württemberg sollten die Rettungsdienste möglichst in weniger als zehn Minuten am Einsatzort sein.

 

Dort angekommen, beginnt dann freilich erst der anspruchsvolle Teil der Arbeit: Vor Ort leisten Notfallsanitäter nicht nur Erste Hilfe, sie müssen den akuten Gesundheitszustand des Patienten auch sicher beurteilen und „heilkundliche und invasive Maßnahmen bis zur Übernahme der ärztlichen Versorgung durchführen können“, wie Marco Hund erklärt. „Im Extremfall bedeutet das: Ein Notfallsanitäter muss auch einen Patienten versorgen, der eigentlich sofort einen Notarzt braucht.“

Für den ehemaligen Auszubildenden war es der Jackpot

Marco Hund ist Leiter des medizinischen Rettungsdienstes bei der Stuttgarter Feuerwehr. Und seit einem Monat hat der 42-jährige Brandoberinspektor vier neue Notfallsanitäter in seinem Team, die allesamt ihre Berufsausbildung bei der Feuerwehr absolviert haben.

Für Max Hoffmann war das „der Jackpot“, wie er erzählt. Denn mit der jetzt abgeschlossenen dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter bei der Feuerwehr Stuttgart erfüllt sich für den 25-Jährigen auch ein lang ersehnter Jugendtraum: „Mein Ziel war es schon immer, zur Feuerwehr zu gehen“, sagt der Stuttgarter.

Ein Alleinstellungsmerkmal in Baden-Württemberg

Dass die Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt auch Teil des medizinischen Rettungsdienstes in Stuttgart ist, überrascht noch immer viele. „Wir sind die einzige Feuerwehr in Baden-Württemberg, bei der das der Fall ist“, erklärt Hund. Erst seit 2018 bilden die Brandbekämpfer auch selbst Notfallsanitäter aus, was sonst die Aufgabe von Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz oder der Johanniter ist.

Der Beruf des Notfallsanitäters hat 2014 in Deutschland den des sogenannten Rettungsassistenten abgelöst und ist seitdem die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. „Der Verantwortungsbereich hat sich dadurch sehr geweitet“, erklärt Hoffmanns Vorgesetzter.

Am Ende sind sie auch Feuerwehrmänner

Damit sich seine Chancen auf einen der begehrten Ausbildungsplätze zum Notfallsanitäter bei der Feuerwehr erhöhen, hatte der gelernte Metallbauer eigens vorab einen Lehrgang zum Rettungssanitäter abgeschlossen. „Ich hatte gehofft, dass es ein Pluspunkt bei der Bewerbung sein würde“, sagt Max Hoffmann.

Das für viele besonders Verlockende: Nach der Ausbildung zum Notfallsanitäter bei der Feuerwehr Stuttgart folgt für die bis dahin tariflich Angestellten automatisch die 18-monatige Laufbahnausbildung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst, die in einem Beamtenverhältnis mündet: Am Ende sind deshalb Max Hoffmann und seine drei Mitabsolventen nicht nur Notfallsanitäter, sondern auch Feuerwehrmänner – und als solche in der Wache 5 im Degerlocher Industriegebiet Tränke auch in beiden Bereichen im Einsatz.

Der Dienst ist mitunter psychisch belastend

„Konkret heißt das dann, dass sie später innerhalb ihrer 24-Stunden-Schicht zum Beispiel von 7 bis 19 Uhr auf dem Löschzug sind und anschließend auf den Rettungswagen wechseln“, erklärt Marco Hund. Dass der Dienst im Rettungswagen oder gemeinsam mit dem Notarzt im Notarzteinsatzfahrzeug mitunter psychisch belastend sein kann, ist dem jungen Notfallsanitäter an Marco Hunds Seite bewusst. „Wir pflegen hier eine offene Kommunikation untereinander und können alles besprechen“, sagt der 25-Jährige. Bei der Feuerwehr Stuttgart steht für kritische Fälle eigens ein Einsatznachsorgeteam zur Verfügung.

Der medizinische Rettungsdienst der Stuttgarter Feuerwehr mit seinen rund 80 Mitarbeitern, darunter 35 Notfallsanitäter, ist ausschließlich an der Feuer- und Rettungswache 5 in Degerloch stationiert. Dort stehen Tag und Nacht neben zwei Rettungswagen und einem Notarzteinsatzfahrzeug auch ein Großraumrettungswagen sowie ein Schwerlastrettungswagen bereit, in denen Notfallsanitäter zum Einsatz kommen. Für das Berufsbild des Notfallsanitäters stellt die Feuerwehr jedes Jahr mehrere Auszubildende ein.