Die Pläne des Ludwigsburger Krankenhauses lösen bei Nachbarn Widerstand aus. Sie fordern stattdessen einen Neubau am Stadtrand. Kann der Protest Erfolg haben?

Ludwigsburg - Für die einen könnte es ein Befreiungsschlag werden, für die anderen ein Fiasko: Die Wachstumspläne des Ludwigsburger Klinikums, über die der Gemeinderat an diesem Mittwoch diskutieren wird. Kaum waren die Pläne Ende Mai in der Öffentlichkeit, da firmierte sich Widerstand in der Nachbarschaft.

 

In einem Brief an die Mitglieder des Gemeinderats fordern Anwohner, vor allem aus der Erlachhofstraße, den ganz großen Wurf, der da wäre: Das Krankenhaus zu verlegen – bestenfalls komplett an den Stadtrand – und am derzeitigen Standort zu schließen. „Denken Sie in Chancen und seien Sie mutig, um Erfolg zu ernten“, fordern sie die Kommunalpolitiker auf.

Das Klinikum weist die Forderungen zurück

Carla Neumann-Heinrich ist eine der Initiatorinnen des Protests und wird – nicht als einzige – in der Sitzung anwesend sein, um zu hören, wie das Gremium auf diesen Maximalvorschlag reagiert. Neumann-Heinrich erwartet eine Antwort auf die Frage: „Warum denkt man noch an Sanierung von bestehendem Flickwerk, statt ganzheitlich neu zu planen?“

Die Antwort aus der Kommunalpolitik dürfte für die Anwohner voraussichtlich aber enttäuschend sein. Denn in der Ausschusssitzung Ende Mai hatten sich die Fraktionen wohlwollend zur geplanten Neuordnung des Areals geäußert und die Notwendigkeit betont, die Kapazitäten genau an diesem Standort auszubauen. Und Anne Matros, die im April die Leitung der Kliniken im Landkreis Ludwigsburg übernommen hat, sagt: „Ein Neubau an anderer Stelle ist nicht geplant.“ Unabhängig davon kommt der Bürgerprotest aus ihrer Sicht zu früh. Im konstruktiven Austausch mit der Stadt Ludwigsburg habe man eine zukunftsfähige Vorstellung und eine Vision für das Areal entwickelt. Konkrete Planungen gebe es allerdings noch nicht. Also auch noch nichts, wogegen man konkret protestieren könnte.

Genervt vom Verkehr

Für die Anwohner-Initiative ist eine Verlegung der Klinik dennoch alternativlos. Nach ihrer Auffassung bestehen die Neu- und Umbauten der vergangenen Jahrzehnte „in vielen Teilen bereits aus geflickten Kompromissen“, die an dieser Stelle nicht mehr bereinigt, sondern nur fortgesetzt werden könnten. „Viele Umstände sind schon heute unerträglich“, sagt die Mitinitiatorin Bettina Buchholz, die gegenüber der Notaufnahme wohnt. Nicht allein die Nachbarschaft sei durch die räumliche Enge belastet, sondern ebenso Patienten, Mitarbeiter, Besucher und Zulieferer. Beispielsweise würden Patienten auf der Straße ausgeladen, weil sämtliche Halteplätze der Notaufnahme belegt seien.

Im Verkehr sehen die Anwohner denn auch die größte Belastung. Besonders ärgerlich seien Besucher, die sich auf der Suche nach einem freien Parkplatz durch die engen Seitenstraßen quälten. Um das Problem des Parkplatzsuchverkehrs zu entschärfen, werde das klinikeigene Parkhaus zeitnah erweitert, verspricht Matros. Als weitere Teillösung für den Protest der Anwohner kündigt die Klinikleiterin an, die Wirtschaftsbetriebe auf dem Krankenhaus-Areal an den Stadtrand zu verlegen. Das werde die umliegenden Straßen vom Lkw-Verkehr entlasten.

Eine Alternative für den Helikopterplatz?

Ein weiterer Anlass zum Protest, dies bereits seit Jahren, ist der Landeplatz für den Rettungshubschrauber auf dem Krankenhausdach. Er sei nicht normgerecht, wie die Initiative betont. Nach früheren Überlegungen der Klinikleitung soll der Landeplatz auf das höchste Gebäude verlegt werden. Vor vier Jahren hat sie dafür erste Pläne präsentiert. Seither ist nichts passiert. Ein auf zehn Meter langen Stelzen stehendes Plateau in luftiger Höhe sei eine „technisch sehr anspruchsvolle und komplexe Option“, sagt Matros und deutet an, dass es auf dem Gelände eine Alternative geben könnte, „die wir noch nicht konkretisiert haben“. Eile bestehe nicht. Für die derzeitige Lösung gebe es „einen Bestandschutz“. Den Hubschrauber zu verbannen, sei keine Option. Eine Landefläche sei „für unseren medizinischen Versorgungsauftrag für die Schwerstverletzten“ unverzichtbar.

Matros verspricht, die Anwohner in den Planungsprozess „in enger Abstimmung mit der Stadt“ einzubeziehen. „Wir sind uns der Verantwortung gegenüber den Anwohnern bewusst.“ Deren Einfluss auf die Baupläne dürfte allerdings gering bleiben, weil vieles auf dem Klinikgrundstück vonstattengehen wird und vom Bebauungsplan abgedeckt ist. Die Klinikleiterin weist darauf hin, dass „viele Maßnahmen die Entwicklungsoptionen innerhalb des Areals betreffen“.