Das Musikkorps der Bundeswehr wagt sich mit der Band U.D.O. vor ein ungewohntes Publikum: Sie spielen beim berühmtesten deutschen Heavy-Metal-Festival Wacken.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Stuttgart - Mit schwerem Metall und leichtem Blech kennen Soldaten sich aus. Das Heer hat schließlich Tausende von Panzern vorzuweisen und die Musikkorps der Bundeswehr beziehen ihr Renommee schon lange aus dem versierten Umgang mit Tuben, Posaunen und Trompeten. Dass 75 Soldaten, die beim Musikkorps von Siegdorf ihren Dienst versehen, an diesem Donnerstag aber beim schwersten und berühmtesten deutschen Heavy-Metal-Festival in Wacken gespielt haben, ist aber doch echtes Neuland für Truppe.

 

Das Repertoire der Bläser, Pfeifer und Trommler im Staatsdienst umfasst zwar längst nicht mehr nur die traditionelle Marschmusik. Man spielt bei Bällen, in Philharmonien und bei Platzkonzerten auf. Die Bandbreite der Musikkorps ist mit Klassik, Rock et cetera nur unzureichend umschrieben. Aber dass das Musikkorps von Siegburg mit den Heavy-Metal-Ikonen von U.D.O. zum Dienst an- und auf die Bühne getreten ist, hat das Zeug mindestens innerhalb der Truppe Kult zu werden. „Ihr könnt Euch auf was gefasst machen“, hat U.D.O.-Anführer Udo Dirkschneider, der die metal-militärische Kooperation ins Leben gerufen hat, jedenfalls schon nach den ersten Proben angekündigt: „Wir walzen alles nieder mit der Bundeswehr“.

Beim Hand-Banging sind die Kameraden gehandicapt

Wie U.D.O. und die Siegburger ihre Neuinterpretation von Beethovens „Für Elise“ intonieren, hat jedenfalls mehr „Wumms“ als eine der ersten truppendienstlichen Exkursionen in den Hard Rock-Bereich. Die wurde quasi zwangsläufig unternommen, weil der frisch zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenburg (CSU) 2011 sich zu seinem Zapfenstreich den Deep Purple-Klassiker „Smoke on the Water“ gewünscht hatte. Trotz seines wegen der Plagiatsaffäre nicht gerade rühmlichen Rücktritts, musste zu Guttenberg schon bei den ersten Takten des Stücks ob der erdenschwer-korrekten Art lachen, wie die wackeren Tubisten die Einleitung bliesen.

Dass das Musikkorps in Wacken aufgetreten ist, zeigt, dass die Bundeswehr keine Berührungsängste hat, obwohl nach Angaben der Veranstalter auch Bands mit so sprechenden Namen wie Nuclear Chaos, Metal Battle oder Bloodbath auftreten. Im realen Leben hält die Truppe ja auftragsgemäß Abstand zu Bluträuschen aller Art. Viele Soldaten sind Heavy Metal-Fans, ihnen wird der Gastauftritt in Wacken gefallen – auch wenn ihre Kameraden beim Head-Banging gehandicapt sind. So liberal wird der Haarerlass der Bundeswehr in hundert Jahren nicht, dass die Musiker in Uniform beim rhythmischen Schwingen der Haarpracht mittun könnten.