Jüngeres Wahlalter soll der Politikverdrossenheit entgegenwirken.

Esslingen - Wählen mit 16 – das Thema ist nicht erst seit gestern auf der Tagesordnung. Aber es setzt sich nur langsam durch. Die Grüne Jugend im Kreis Esslingen und die Jusos im Kreis Esslingen haben jetzt einen gemeinsamen offenen Brief an alle Landtagsabgeordnete und Landtagskandidaten im Landkreis verfasst. Darin fordern sie eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Für die Landtagswahlen am 14. März ist das zu spät, deshalb bitten die Unterzeichner die Landespolitiker, sich dafür einzusetzen, dass in der Folgewahl das Wahlalter gesenkt wird.

 

Auf der kommunalen Ebene geht das schon. Bei den Kommunalwahlen im Mai des Jahres 2014 haben 16- und 17-Jährige erstmals wählen dürfen. Zuvor wurde das Kommunalwahlrecht geändert. Das war im Jahr 2012.

Wählen in der Kommune reicht den Kritikern nicht aus

„Wir finden das zu wenig!“, schreiben Grüne Jugend und Jusos. Unterzeichnet ist der Brief von den Juso-Kreisvorsitzenden Ann-Christin Kreyer und Daniel Krusic sowie den Junggrünen Alena Hils und Nicolai Boldt. Die Jugendlichen hätten bereits bewiesen, dass sie in der Lage seien, verantwortungsvoll mit ihrem Stimmrecht umzugehen. Nicht nur bei den Kommunalwahlen in Baden-Württemberg: Gewählt werden durfte ab 16 auch bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Brandenburg. Auch die Bewegung Fridays For Future hätte bewiesen, dass sich junge Menschen mit politischen Themen auseinandersetzen und Position beziehen könnten, schreiben die Unterzeichner.

Junge Menschen nähmen aktiv an der Gesellschaft teil, sei es durch eine Ausbildung, durch ehrenamtliches Engagement oder Diskussionen über soziale Medien. Deshalb sollten sie auch mitbestimmen können, in welche Richtung sich die Gesellschaft politisch entwickelt, heißt es in dem Brief. Mit dem Wahlrecht ab 16 würden die Interessen der jungen Menschen stärker wahrgenommen werden.

Es geht auch um Identifikation

Zudem geht es Jusos und Grüner Jugend nach eigenem Bekunden um die Wirkung des Wahlrechts auf die Jugendlichen selbst. Die Wahlberechtigung führe bei Jugendlichen zu einer höheren Identifikation mit der Demokratie und zur stärkeren Teilnahme am politischen Leben. „Denn wer in den politischen Entscheidungsprozess mit einbezogen wird, der weiß, dass er etwas bewegen kann“, heißt es in dem Brief. Die Senkung des Wahlalters sei somit auch ein Weg, der Politikverdrossenheit vorzubeugen – auch wenn dieses eine Mittel nicht ausreiche. „Uns ist bewusst, dass nicht nur die Wahlaltersenkung der Politikverdrossenheit vorbeugt.“