Deutschlands Wälder gehören auf die Intensivstation. Nach einem Bericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums haben sich die Schäden drastisch verschlechtert. Die Zukunft des deutschen Waldes sieht düster aus.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Berlin - Die Schäden im deutschen Wald haben sich einem Zeitungsbericht zufolge drastisch verschlimmert. In vielen Bundesländern sei die Menge an Schadholz rapide angestiegen, berichtet die „Rheinische Post“ und beruft sich dabei auf eine Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums an die Grünen. In den beiden Jahren 2018 und 2019 summiere sich das Schadholz auf rund 105 Millionen Kubikmeter.

 

In Brandenburg seien voriges Jahr 400 000 Kubikmeter Schadholz angefallen und 2019 bisher fast sieben Millionen, schrieb die Zeitung. Nordrhein-Westfalen verzeichnete demnach einen Anstieg von 4,5 auf 14,5 Millionen Kubikmeter. In Bayern waren es den Angaben zufolge nach 4,6 Millionen im vergangenen Jahr nunmehr 9,8 Millionen Kubikmeter. Für Hessen wurden zuletzt 7,5 Millionen (2018: 3,9) und für Rheinland-Pfalz 2,5 Millionen (2018: 1,0) angegeben.

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Grüne: Natur soll es selbst regeln

Die Forstwirtschaft werde in den nächsten Jahren gut vier Milliarden Euro weniger einnehmen, zitierte das Blatt den Grünen-Politiker Oliver Krischer. Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen warnte davor, mit öffentlicher Förderung „auf Teufel komm raus wieder aufzuforsten“.

Vielerorts wäre es besser, der Natur zu überlassen, welche Baumarten sich ansiedeln. „Gut möglich, dass unsere Wälder in Zukunft eher wie italienische oder griechische Wälder aussehen werden, weil wir deren heutiges Klima bekommen werden“, sagte Krischer.

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Waldfläche in Deutschland

Deutschland ist ein waldreiches Land. Mit 11,4 Millionen Hektar sind 32 Prozent der Gesamtfläche mit Wäldern bedeckt. In den letzten zehn Jahren hat die Waldfläche um 50 000 Hektar (0,4 Prozent) zugenommen. 13 Prozent der Landesfläche werden für Siedlung und Verkehr sowie 52 Prozent für die Landwirtschaft genutzt.

Über 90 Milliarden Bäume wachsen in Deutschlands Wäldern. Das ergab die letzte bundesweite Waldinventur.

Von den 76 Baumarten, die hierzulande vorkommen, sind 56 Prozent Nadelwald und 44 Prozent Laubwald. Die Fichte ist mit 26 Prozent die häufigste Baumart in Deutschland, gefolgt von der Kiefer (23 Prozent), der Buche (16 Prozent) und der Eiche (zehn Prozent).

Waldland Baden-Württemberg

Nach Bayern (2,6 Millionen Hektar Wald) ist Baden-Württemberg mit 1,4 Millionen Hektar das Bundesland mit den meisten Wäldern. 40 Prozent der Landesfläche sind von Wald bedeckt. Damit steht der Südwesten auf Platz vier hinter Hessen und Rheinland-Pfalz (jeweils 42 Prozent) sowie dem Saarland (40 Prozent).

76 Millionen Kubikmeter Holz werden jährlich in Deutschland gefällt, 122 Millionen Hektar wachsen pro Jahr nach. Allein 2018 fielen rund 30 Millionen Kubikmeter Schadholz an, die vierthöchste Summe in den vergangenen 30 Jahren.

Für 2018 und 2019 rechnet das Bundeslandwirtschaftsministerium mit einer Schadholzmenge von zusammen rund 70 Millionen Kubik- oder Festmetern und einem Gesamtschaden von 2,5 Milliarden Euro.

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Geschädigte Wälder

Laut Waldzustandserhebung 2018 sind mehr als 70 Prozent der Laubbäume (Buchen und Eichen) geschädigt oder in der Warnstufe. Bei den Nadelbäumen (Fichte und Kiefer) sind über die Hälfte der Bäume stark geschädigt oder in der Warnstufe.

Dem Waldzustandsbericht 2018 zufolge sind in Baden-Württemberg 38 Prozent der Wälder stark geschädigt – sieben Prozentpunkte mehr als 2017. Dagegen ist die Waldfläche mit nicht geschädigten Bäumen um sechs Prozentpunkte auf nur noch 25 Prozent zurückgegangen.