Mit Methan soll in Ludwigsburg ab Mitte 2025 Wärme für knapp 3000 Haushalte erzeugt werden. Dazu wird eine sogenannte Energiezentrale gebaut.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Wie weiter mit der Energieversorgung? Diese Frage müssen nicht nur Bund und Länder, sondern auch die Kommunen für sich beantworten. In Ludwigsburg gibt es seit 2009 ein Holzheizkraftwerk, seit 2020 kann man gemeinsam mit Kornwestheim bei der Frage nach klimafreundlicher Energie auf die Solarthermieanlage auf dem Römerhügel verweisen.

 

Jetzt haben die Stadt und vor allem die Stadtwerke den nächsten Schritt zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung getan: Den Stadtwerken (SWLB) ist dabei offenbar ein kleiner Coup gelungen. Der Chef des Versorgers, Johannes Rager, spricht von einem „Leuchtturmprojekt der Energiewende“, Oberbürgermeister Matthias Knecht von einem „weiteren wichtigen Eckpfeiler auf unserem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung“.

Das Gas kaufen die Stadtwerke ein

Was ist konkret geplant? Im Gewerbegebiet Waldäcker III soll ab dem kommenden Jahr eine sogenannte Energiezentrale entstehen. Die Bundesnetzagentur hat Anfang der Woche den Zuschlag für eine Biomasse-Anlage erteilt. Die SWLB hatte Anfang September an einer Ausschreibung nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) teilgenommen. „Für uns und die Stadt ist das eine gute Sache“, sagt Rager. Die SWLB haben nun weitere Planungen europaweit ausgeschrieben – wegen der hohen Investitionen sind sie dazu verpflichtet. Kalkuliert wird mit Investitionen von rund 21 Millionen Euro.

Die Dimensionen der Anlage, die neben dem Autohaus Hahn gebaut werden soll, sind überschaubar. Gerade einmal eine Fläche von 25 auf 25 Meter wird sie einnehmen. Unterkommen werden darauf zwei große Methan-Blockheizkraftwerke sowie ein Blockheizkraftwerk, mit dem Strom für Wärmepumpen erzeugt wird, um die Abwärme aus allen drei Kraftwerken zu nutzen. Eine Anlage, mit der Biogas erzeugt wird, ist hingegen nicht vorgesehen, das Gas wird zugekauft. In jedem Fall in Deutschland, wie die SWLB betonen. Das schreibe das EEG so vor.

Wie viel CO2 wird eingespart?

Die neue Energiezentrale mag von den Ausmaßen ein Zwerg sein, leistungstechnisch trifft das nicht zu. Einmal fertig wird sie 53,7 Millionen Kilowattstunden Wärme im Jahr erzeugen. Damit können knapp 3000 Haushalte versorgt werden. Außerdem werden so jährlich rund 13 000 Tonnen CO2 gegenüber einer herkömmlichen Wärmeerzeugung mittels Gaskessel eingespart.

„Um die Wärmewende zu schaffen, müssen wir Energie anders erzeugen“, sagt Oberbürgermeister Knecht. Die SWLB generieren nach eigenen Angaben momentan etwa die Hälfte ihrer Fernwärme aus erneuerbaren Energien. Sie zielen aber „nicht erst seit den aktuellen Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Energiewirtschaft auf eine konsequente Dekarbonisierung ihrer Wärmeerzeugung ab“, heißt es. Bis zum Jahr 2040 soll die Wärme komplett aus Erneuerbaren gewonnen werden.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Die Stadtwerke gehen davon aus, dass das Vergabeverfahren vier bis fünf Monate dauern wird. Im Februar soll ein Planungsbüro mit den nächsten Schritten betraut werden. Die Gewerke für den Bau will man danach zügig ausschreiben, auch im Hinblick auf lange Lieferzeiten beim Material. Mitte 2025 – so der Wunsch – soll die Energiezentrale in Betrieb gehen.