Bis 18 Uhr haben die Esslinger die Möglichkeit, am Bürgerentscheid über den zukünftigen Standort der Stadtbücherei teilzunehmen. Der Ausgang wird mit Spannung erwartet.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Am heutigen Sonntag, 10. Februar, ist es so weit. Zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt Esslingen gibt es einen Bürgerentscheid. Dabei können die 70 000 Wahlberechtigten der 94 000 Einwohner zählenden Stadt darüber entscheiden, ob die Stadtbücherei an ihrem bisherigen Standort im Bebenhäuser Pfleghof saniert und erweitert werden soll, oder ob der Esslinger Bücher- und Medienschatz seine Heimat in Zukunft in einem Neubau zwischen der Fußgängerzone Küferstraße und der Kupfergasse finden soll.

 

Für die zweite Lösung hatte sich im vergangenen Jahr eine deutliche Mehrheit des Esslinger Gemeinderats ausgesprochen. Zum einen biete sich an der Küferstraße die Möglichkeit, eine etwas größere Bücherei zu bauen als dies selbst bei einer Erweiterung des bisherigen Standorts möglich sei. Auch könnten die neuen Flächen flexibler auf die Bedürfnisse einer modernen Bücherei zugeschnitten werden als im denkmalgeschützten Bebenhäuser Pfleghof. Zum anderen seien die Kosten für einen Neubau besser zu kalkulieren als bei der Sanierung des Pfleghofs. Erinnert hatten die Befürworter des Neubaus an die Sanierung des Alten Rathauses, dessen Kosten im Lauf der Arbeiten explodiert waren.

Am Tag nach der Gemeinderatssitzung hatte der in der Abstimmung unterlegene SPD-Stadtrat Wolfgang Drexler ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht. Das Ziel: die Bücherei müsse am bisherigen Standort saniert und erweitert werden. Innerhalb von drei Monaten hatten Drexler und seine Anhänger mehr als 11 000 Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt und damit den Bürgerentscheid erzwungen.

Die 60 Wahllokale schließen um 18 Uhr. Im Anschluss werden die Ergebnisse im Evangelischen Gemeindezentrum am Blarerplatz präsentiert. Das mit Spannung erwartete Endergebnis soll gegen 19.15 Uhr feststehen. Damit die Anhänger des bisherigen Standorts gewinnen, muss sich nicht nur eine Mehrheit der teilnehmenden Wähler für den Verbleib im Pfleghof aussprechen. Insgesamt benötigt die Initiative zudem 20 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten, damit das Quorum für den Bürgerentscheid erreicht wird.

Dass sich eine Mehrheit für den Verbleib im Pfleghof ausspricht, gilt als sicher. Schließlich ist die emotionale Bindung an eine bestehende Bücherei höher als an einen noch nicht existierenden Neubau. Mit Spannung hingegen wird die Wahlbeteiligung erwartet. Denn 14 000 Ja-Stimmen sind eine Herausforderung. Zum Vergleich: Als der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger für seine gerade laufende dritte Amtszeit kandidierte, haben lediglich rund 13 300 Esslinger dem Amtsinhaber ihre Stimme gegeben.