Katja Suding hat nicht nur die Hamburger Liberalen mit viel Show und den Reizen einer Frau aus dem Jammertal geholt. Nun umgarnt sie Olaf Scholz.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Hamburg - Der FDP-Schatzmeister des Bezirks Altona macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Die letzten Jahre waren so schmerzhaft. Mir hat es wehgetan, dass einem als Liberalem so viele Vorurteile entgegenschlugen“, sagt Harri Posten. Er habe kaum noch gewagt, sich öffentlich als FDP-Mitglied zu outen: „Immer gab es Gelächter.“ Jetzt aber hat der selbstständige Softwareentwickler wieder Selbstvertrauen. „Ich bin sehr glücklich“, sagt der 42-Jährige im Brauhaus Altes Mädchen. Dort, im Schanzenviertel, feierten die Liberalen bis in den Montagmorgen ausgelassen ihre Wiederauferstehung.

 

„Die Leute merken, dass die FDP nicht tot ist und man uns wählen kann“, sagt Posten. „Ich fühle mich wie neugeboren“, schwärmt der wissenschaftliche Mitarbeiter eines Abgeordneten. „Mir geht es toll“, ruft eine 30-jährige Pädagogin gegen die Popmusik an. Andächtige Stille stellt sich nur ein, wenn die Frau auf der Leinwand erscheint, die die Hamburger FDP in den vergangenen Monaten aus dem Zwei-Prozent-Jammertal zu neuen Höhen geführt hat: Katja Suding. Jeder hier weiß, dass die Ex-PR-Beraterin reichlich unkonventionell, mit viel Show sowie den Reizen einer Frau die FDP wieder ins Gespräch gebracht und interessant gemacht hat. Kritik gibt es daran nicht. Vielmehr nimmt man es mit Humor.

Bildung ist das Herzensthema von Katja Suding

Ein wenig Effekthascherei sei erlaubt, heißt es unisono: „Suding hat als Eyecatcher unsere Themen ins Bewusstsein gerufen“, meint ein Parteifreund. Solche Frische zog offenbar. Fast zwei Drittel aller FDP-Wähler betonen, sie hätten wegen Suding ihr Kreuz bei den Liberalen gemacht. Suding hatte schon einmal viele überrascht: 2011 führte sie die schwächelnde FDP mit 6,7 Prozent nach sieben Jahren Abstinenz zurück in die Bürgerschaft. Die alleinerziehende Mutter zweier Söhne macht sich für einen „mitfühlenden Liberalismus“ stark. Sie will weg vom Image als Lobbypartei der Großkonzerne. Bildung nannte sie als ihr „Herzensthema“.