Olaf Scholz hat die Hansestadt Hamburg gut regiert. Das vor allem haben die Wähler honoriert und den SPD-Mann eindrucksvoll wiedergewählt, kommentiert StZ-Redakteurin Barbara Thurner-Fromm.

Stuttgart - Olaf Scholz hat von sich behauptet, er habe Hamburg „ordentlich“ regiert. Das ist eine fein-hanseatische Untertreibung, die gut angekommen ist bei den Wählern. Tatsache ist: der zweitgrößten Stadt Deutschlands geht es gut; die Hafenstadt floriert. Kein Wunder also, dass die Hamburger Olaf Scholz mit einem satten Weiter- so-Polster ausgestattet haben.

 

Der Stadtstaat bleibt also eine Hochburg der SPD. Das freut zuerst Olaf Scholz, dessen Karriere mit nun schon zwei herausragenden Wahlerfolgen hier nicht enden muss. Das freut aber auch die SPD, die bislang heftig mit ihrem Schicksal hadert, dass sie in Berlin im Schatten der Überkanzlerin Angela Merkel machen kann, was sie will, aber trotzdem nicht aus ihrem Umfragetief herauskommt. Die innerparteiliche Unruhe dürfte sich nach dem Wahltriumph nicht legen. Denn Scholz hat spätestens jetzt den Status eines Hoffnungsträgers – das ist nicht ungefährlich in einer Partei, die dazu neigt, ihre Chefs zu verschleißen.

Die FDP hat es geschafft und sogar zugelegt

Freuen darf sich auch die FDP, die seit der krachend verlorenen Bundestagswahl nicht mehr auf die Füße gekommen war. Hamburg sollte für ihren neuen Parteichef Christian Lindner zur „Eisbrecher-Wahl“ werden. Der attraktiven Spitzenfrau Katja Suding ist zu verdanken, dass das Eis tatsächlich gebrochen ist. Die FDP hat nicht nur die Fünfprozenthürde überwunden, sondern gegenüber der Wahl 2011 sogar zugelegt. Ob dies ein Hamburger Tageshoch war oder ob das Eis zwischen Bürgern und Liberalen wirklich wieder schmilzt, wird aber erst die Bürgerschaftswahl im Mai in Bremen zeigen.

Genugtuung dürfte auch bei der AfD herrschen, die dafür sorgte, dass erstmals sechs Parteien in der Bürgerschaft vertreten sind. Sie hat wie schon bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr in Ostdeutschland bei allen anderen Parteien gefischt und scheint damit auch in den westlichen Ländern angekommen. Die anderen Parteien werden sich schwertun, sie weiterhin einfach rechts liegen zu lassen.

Das Ergebnis der CDU ist desaströs

Die Grünen werden, da Olaf Scholz die absolute Mehrheit knapp verfehlt hat, künftig wohl wieder mitregieren können – jedenfalls hat Scholz sie schon zu seinem Lieblingspartner ausgerufen. Er kann die Früchte aber hoch hängen, denn die FDP würde ihm sicher sehr weit entgegenkommen, würde er rot-gelb erwägen – was bundesweit Charme hätte als neue Alternative.

Bleibt die CDU. Deren Ergebnis ist desaströs. Der Trend, dass die Union in Großstädten nicht gewinnen kann, verstärkt sich. In Hamburg haben Konservative allerlei gewählt – SPD, FDP, AfD – aber viele hielten es nicht für nötig, der CDU ihre Stimme zu geben. Das belegt, wie ausgezehrt die Partei in der zweiten Reihe ist. Gleichwohl dürfte diese Niederlage der CDU-Chefin kaum etwas anhaben. Angela Merkel regiert als weltweit geschätzte Krisenmanagerin in anderen Sphären. Und wenn sie dabei erfolgreich ist, bleibt Hamburg allenfalls eine Fußnote.