Das hatten sich die Stuttgarter Linken ganz anders vorgestellt. Es gab nichts zu feiern, im Gegenteil, die Nacht wird zu einer Zitterpartie.

Stuttgart - „Stark, bunt, viele“, so steht es auf den Tütchen mit den Gummibären. Was als Mutmacher gedacht ist, wirkt schnell wie eine Durchhalteparole bei der Wahlparty der Linken am Sonntagabend im Laboratorium. Doch von wegen Wahlparty, es wird eine Zitterpartie bis weit in die Nacht.

 

Große Enttäuschung

Der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Bernd Riexinger hat schon viele Schlachten geschlagen. Lange war er Parteivorsitzender der Linken, er ist also Kummer gewöhnt. Und weiß Konflikte weg zu moderieren. Doch die Prognose war ein Schlag. Nur fünf Prozent. Knapp über dem Strich. Noch. Und nicht schön zu reden. „Es wird eng“, „das war so nicht zu erwarten.“ Die Landessprecherin Sahra Mirow wollte auch nichts beschönigen. Aber sie hatte schon eine Erklärung parat: der zugespitzte Wahlkampf habe den Linken geschadet. Doch vorerst, so tröstete sie die 50 Anwesenden, „ist das erst einmal eine Prognose“.

Buhrufe für Laschet

Selten kommt Stimmung auf. Als Markus Frohnmaier, Abgeordneter der AfD, sich im SWR-Fernsehen darüber beschwert, dass man auf eine Aktion des Künstlerkollektivs Zentrum für politische Schönheit hereingefallen sei und deshalb eine Million Wahlkampfflyer nicht verteilt worden seien. Dafür gibt es Beifall, es wird gejohlt. Und für Armin Laschet, Kanzlerkandidat der CDU, setzt es Buhrufe.

Ansonsten schaut man still auf die Leinwand. Der Schock sitzt tief. Auch als Dietmar Bartsch, Co-Vorsitzender der Linken-Fraktion in Bundestag, oder seine Kollegin Sahra Wagenknecht, hart mit der Partei ins Gericht gehen, und mahnen, sich nicht in Ausreden zu flüchten sondern auf sich selbst zu schauen, bleibt es ruhig. Nur bei den Hochrechnungen geht ein Stöhnen durch den Saal, 5,0 Prozent, man schaut in den Abgrund.

Nur wenig Trost

Der Ton bleibt gedämpft. Die Spitzenkandidaten im Lande, Bernd Riexinger und Gökay Akbulut, bekommen für ihren Einsatz Blumen. Das mindert den Schmerz kaum. „ Das Ergebnis ist eine Katastrophe, den Wahlkampf habe ich deutlich besser empfunden, als es sich in den Hochrechnungen zeigt“, sagte Riexinger., der in Stuttgart zur Wahl stand. Am Wahltag müsse man nicht nach Schuldigen suchen, einen Versuch der Erklärung liefert er aber: „Die Leute wollten einen Wechsel, aber keinen so großen.“ Das habe der Linken ganz bestimmt geschadet.

Dann leert sich der Saal. Bald warten nur noch die Hartnäckigen und Unverdrossenen. Immerhin, die Gummibärchen spenden süßen Trost. Und sind die einzigen, die noch Zuversicht verbreiten: „Stark, bunt, viele.“