Republikaner gegen Demokraten: Am 5. November 2024 wird der US-Präsident gewählt. Doch wie funktioniert das Wahlsystem der USA eigentlich? Wir erklären es einfach Schritt für Schritt.

Katrin Jokic

Im November ist es wieder soweit: In den USA wird ein (neuer) Präsident gewählt. Der Kampf zwischen den Republikanern und den Demokraten scheint dabei erbitterter denn je zu sein. Für die Demokraten wird sehr wahrscheinlich der amtierende Präsident Joe Biden ins Rennen gehen. Für die Republikaner wird voraussichtlich der ehemalige Präsident Donald Trump zur Wahl antreten; ganz entschieden ist dies jedoch noch nicht, da auch die Republikanerin Nikki Haley noch bei den Vorwahlen antritt. Doch wie genau funktioniert das Wahlsystem der USA eigentlich?

 

Der Präsident der USA wird alle 4 Jahre gewählt. Ein Präsident kann lediglich einmal wiedergewählt werden, also maximal 8 Jahre lang regieren. Für die Wahl des US-Präsidenten ist jedoch nicht nur der Wahltag im November entscheidend, sondern das gesamte Wahljahr. Es lässt sich grob unterteilen in Vorwahlen und Wahltag.

Die Vorwahlen in den USA

Die Vorwahlen finden immer am Anfang eines Wahljahres statt. Die Vorwahlen der Republikaner begannen am 15. Januar im Bundesstatt Iowa, die der Demokraten am 23.01. in New Hampshire.

In den Vorwahlen geht es erst einmal darum, den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten und der Republikaner zu bestimmen.

Wie genau die Vorwahlen ablaufen und wer dort wählen darf, ist je nach Bundesstaat unterschiedlich. In manchen Bundesstaaten werden geheime Wahlen abgehalten, in anderen gibt es offene Abstimmungen auf Versammlungen (Caucus oder Convention). Und während in manchen Bundesstaaten bei den Vorwahlen alle Wahlberechtigten wählen dürfen, dürfen dies in anderen nur registrierte Mitglieder der jeweiligen Partei.

Bei den Vorwahlen wählen die Bürger jedoch nicht direkt den gewünschten Präsidentschaftskandidaten. Stattdessen werden sogenannte Delegierte gewählt. Diese Delegierten setzen sich für einen bestimmten Kandidaten ein. Die Vorwahlen gewinnt derjenige Kandidat, der am Ende mehr als die Hälfte aller Delegiertenstimmen bekommt.

Weil sich im Laufe der Vorwahlen oft schon abzeichnet, wer gewinnen wird, steigen immer wieder Kandidaten aus dem Rennen aus. Bei den Republikanern haben sich schon Ron DeSantis und Vivek Ramaswamy von der Wahl zurückgezogen. Offiziell wird der Präsidentschaftskandidat aber erst beim Nationalen Parteitag von den Delegierten gewählt.

Red States, Blue States, Swing States: Der US-Wahlkampf

Während und nach den Vorwahlen wird in manchen US-Bundesstaaten deutlich intensiver Wahlkampf geführt als in anderen. Das liegt daran, dass es Staaten gibt, die sehr beständig in ihrem Wahlverhalten sind – das heißt, hier gewinnt eigentlich immer die gleiche Partei.

In den „Red States“ wird meist mit deutlicher Mehrheit die Republikanische Partei gewählt. Staaten wie Kansas, Nebraska und Oklahoma fielen seit 1964 nicht mehr an demokratische Kandidaten, auch Texas und Alabama gehören traditionell zu den „roten Staaten“.

Im Gegensatz dazu ist in den „Blue States“ die Demokratische Partei sehr stark. Hierzu gehören zum Beispiel Kalifornien, New York und Oregon.

Den intensivsten Wahlkampf gibt es aber in den sogenannten „Swing States“, also die, in denen vorher nie klar ist, ob der demokratische oder der republikanische Kandidat gewinnen wird, weil die Ergebnisse sehr knapp sind. Weil diese Staaten so heiß umkämpft sind, werden sie zum Teil auch „Battleground States“ genannt. Derzeit gelten beispielsweise Minnesota, Georgia, Arizona und Nevada als unentschlossen.

Das US-Wahlsystem: Die Wahlmänner und Wahlfrauen

Alle Wahlberechtigten über 18 Jahren dürfen den US-Präsidenten wählen. Aber auch hier gilt wie bei den Vorwahlen: Der Kandidat wird nicht direkt gewählt. Stattdessen werden Wahlmänner und Wahlfrauen gewählt, die für einen der Kandidaten stehen.

Derzeit gibt es 538 Wahlleute. Jeder Staat hat mindestens 3 Wahlleute. Die übrigen werden nach Einwohnerzahl auf die Staaten verteilt. Kalifornien hat mit 55 die meisten Wahlleute, während es mehrere Staaten gibt, die lediglich 3 Wahlleute haben, darunter zum Beispiel Alaska.

Dabei gilt in fast allen US-Bundesstaaten: „the winner takes it all“. Das heißt, die Partei, die in einem Bundesstaat die Mehrheit der Wahlkreise für sich entscheidet, erhält alle Wahlleute.

Nehmen wir an, in einem Bundesstaat gibt es 10 Wahlleute. 6 davon werden für die Demokraten gewählt, 4 für die Republikaner. Damit hat der demokratische Kandidat die Wahl in diesem Staat gewonnen und erhält alle 10 Wahlleute. Das ist entscheidend, denn: Der Kandidat, der am Ende mehr als die Hälfte der 538 Wahlleute auf seiner Seite hat, hat die Wahl gewonnen.

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Die Staaten mit den meisten Einwohnern haben zwar auch die meisten Wahlmänner, aber nicht jeder Wahlmann repräsentiert die gleiche Anzahl an Bürgern. Ein Wahlmann in Montana repräsentiert rund 350.000 Wähler, während ein Wahlmann in Kalifornien mehr als doppelt so viele vertritt. Am Ende haben beide dasselbe Gewicht. So kommt es, dass derjenige, der am Ende Präsident wird, nicht unbedingt die meisten Stimmen der Wähler bekommen hat.

Formell wird der Präsident durch die Wahlleute allerdings erst im Dezember gewählt. Dann kommen alle Wahlleute zum „Electoral College“ zusammen und wählen entsprechend der Vorgaben in ihrem jeweiligen Bundesstaat. Die Stimmen werden dann im Januar vom Kongress ausgezählt und im Anschluss wird offiziell verkündet, wer der nächste Präsident der USA wird. Am 20. Januar 2025 wird der neue Präsident dann bei der sogenannten Inauguration, der Amtseinführung, vereidigt.

Grafik: Katrin Jokic/ Piktochart