Ein 21-jähriger früherer Berufsfußballspieler hat zwei jungen Frauen mit abenteuerlichen Geschichten 180 000 Euro abgenötigt. Dafür muss er jetzt zwei Jahre ins Gefängnis.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Der Traum von einer Karriere als Berufsfußballspieler ist für Slatko Prpic (Name geändert) wohl endgültig ausgeträumt. Das Waiblinger Jugendschöffengericht unter dem Vorsitz von Martin Luippold hat den in Fellbach geborenen und aufgewachsenen Bosnier gestern zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der heute 21-Jährige, der zuletzt in der bosnischen Profiliga für Olimpic Sarajevo spielte, hatte im Laufe von etwa zweieinhalb Jahren zwei junge Frauen um rund 180 000 Euro betrogen und deren Eltern damit um ihre gänzlichen Ersparnisse gebracht. Der Angeklagte hat alle Vorwürfe eingeräumt. „Es ist schwer zu glauben, dass so etwas passieren kann“, sagte am Ende der Verhandlung selbst der Vorsitzende Richter, „aber es ist so passiert.“

 

Sein erstes Opfer lernte Prpic vor drei Jahren über ein soziales Netzwerk im Internet kennen. Er hatte zu dieser Zeit bereits ein Engagement bei dem damaligen Drittligaclub Fortuna Düsseldorf. Via Internetchat fand Prpic schnell heraus, wovon die Hotelfachauszubildende träumte, und versprach, ihr mit seinen Kontakten eine Karriere als Fotomodel zu ermöglichen. Dafür allerdings müsse sie zuvor in ein aufwendiges Fotoshooting investieren. Mehr als 70 000 Euro knöpfte er der jungen Frau in mehreren Portionen ab. Das Geld wiederum lieh sich die heute 22-Jährige von ihrem Vater.

Die avisierten Fotoshootings bei Prada, Gucci & Co. aber fanden nie statt. Immer wieder vertröstete Prpic die Frau und machte ihr Hoffnungen auf eine Liebesbeziehung, obwohl sie sich in der ganzen Zeit lediglich vier bis fünf Mal persönlich trafen. Dafür bombardierte er sie mit elektronischen Nachrichten, vornehmlich SMS. „Alle fünf Minuten hat das Handy geklingelt. Ich war wie in Trance, gar nicht mehr ich selbst. Ich hatte gar keine Zeit zu überlegen. Er hat mich total eingewickelt“, sagte das Opfer im Zeugenstand.

Prpic verprasste das Geld fast schneller, als er es einnahm, ein Großteil ging beim Glücksspiel drauf. Als er nach Sarajevo wechselte, brach er den Kontakt ab. Nach fast einem halben Jahr nahm er ihn mit einer neuen abenteuerlichen Geschichte und der Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft wieder auf: Ein italienischer Fußballverein habe ihm einen Vertrag angeboten, er werde bald sehr viel Geld verdienen, versprach er, doch zuvor müsse er seinem Manager 130 000 Euro bezahlen. 80 000 Euro könne er selbst aufbringen. Die fehlenden 50 000 überwies wieder der Vater, der dafür sogar einen Kredit aufnahm. Er erhielt das Geld nie zurück.

Prpic zapfte derweil eine neue Quelle an. Er begann eine Liebesbeziehung zu einer Schülerin, die er in einer Stuttgarter Discothek kennengelernt hatte. Der heute 20-Jährigen sagte er, dass er sich mit der bosnischen Mafia eingelassen habe und Geld benötige, um sich freizukaufen. Insgesamt 52 000 Euro in 20 Einzelbeträgen nahm er der jungen Frau ab, 40 000 davon lieh diese sich von ihrer Mutter, es waren deren gesamte Ersparnisse. Vor jedem Geldtransfer präsentierte er eine andere abenteuerliche Geschichte: mal war er mit Eisenstangen geschlagen, mal angeschossen worden, mal waren seine Bodyguards ermordet worden. Er habe es perfekt verstanden, in zahllosen Botschaften via Handy oder Internet einen so großen Druck aufzubauen, dass man ihm die Geschichten geglaubt habe, sagte die Mutter der Betrogenen im Zeugenstand. Allein 5900 SMS hat die Fellbacher Kriminalpolizei zu diesem Fall ausgewertet. Selbst als die Mutter im Internet auf ein Foto stieß, das Prpic in Sarajevo mit einem anderen Mädchen zeigte, erfand er eine für sein Opfer plausible Ausrede. Sie sei die Tochter des örtlichen Mafiabosses, zu der er eine Scheinbeziehung pflege, um nicht getötet zu werden.

Mit Lug und Betrug und dem Talent, andere um den Finger zu wickeln, habe sein Mandant sich das Geld unter den Nagel gerissen, räumte in seinem Plädoyer selbst Prpics Verteidiger ein. Die beiden Frauen indes hätten es ihm durch ihre Leichtgläubigkeit aber auch immer wieder leicht gemacht. Eine Bewährungsstrafe, wie sie der Anwalt forderte, kam für das Gericht allerdings nicht in Betracht. Der Angeklagte habe durch seine Geldgier mehrere Menschen nicht nur in arge finanzielle Nöte gebracht, sondern auch deren Vertrauen massiv missbraucht, sagte der Vorsitzende Richter Martin Luippold.