In den letzten Jahrzehnten sind in der Waiblinger Innenstadt viele inhabergeführte Fachgeschäfte aufgegeben worden. Betroffen sind alle Branchen. Wer erinnert sich an Namen wie Nanz, Tengelmann oder Göltenbodt?

Das waren noch Zeiten, als die Waiblinger Innenstadt gespickt war mit breit aufgestelltem Einzelhandel. Die Bahnhofstraße war eine der am meist frequentierten Einkaufsstraßen: Bäckereien, Metzgereien, Lebensmittelgeschäfte. Für den täglichen Bedarf gab es alles, teilweise sogar mehrfach. Dazu kamen Modegeschäfte, ein Schuhgeschäft, sogar einen Kürschner, es gab Bürobedarf sowie einen Laden, der auf Berufskleidung spezialisiert war.

 

Es waren gut ein Dutzend Waiblinger Geschäftsleute, die für Vielfalt sorgten. Dazu gehörten Feinkost Richard Herzog, der auch am Danziger Platz in der Rinnenäckersiedlung und in der Mayenner Straße Geschäfte hatte. Nanz und Tengelmann ergänzten das Angebot. Diese Namen sind aus Waiblingen verschwunden. Die Metzgereien Händle und Benhelm gibt es nicht mehr, auch nicht die Bäckereien Mergenthaler und Göltenbodt. Der Name Schick tauchte gleich zweimal auf, als Mode Schick und als Wäsche Schick.

Die verkehrsberuhigte Innenstadt wird geschätzt

Geblieben ist unter den Arkaden ein Juwelier. Die Parfümerie dort hat hingegen aufgegeben. Die Nachbarschaft in der unteren Bahnhofstraße hat sich komplett verändert. Die Apotheke gegenüber ist geschlossen, ebenso das kleine Schmuckgeschäft. Bei Schuh Wolf drehte sich früher ein Kinderkarussell von Salamander. Ein Filialist ist gefolgt, hat aber nicht überlebt. Ein Kürschner hatte sein Atelier in der Bahnhofstraße, wenige Schritte weiter gab es Stoffe und Bettwaren. Jetzt ist dort eine Bäckerei eingezogen mit großem Café-Bereich, nebenan ein gut sortierter Stoffladen.

Aber viele Fachgeschäfte sind verschwunden, auch in der verkehrsberuhigten Innenstadt. Nicht nur die Bürger empfinden sie als „schön“, „idyllisch“ und „angenehm für einen Bummel und zum Loungen“, auch Kunden aus dem Umland gefällt das Flair rund um den Marktplatz, wo im Sommer Freiluftgastronomie für Leben sorgt. Aber genügt das?

Es fehlt an Nachfolgern in den Familien, die eine Fülle von Fachgeschäften betrieben haben. Auch bei Modegeschäften war die Auswahl groß, angefangen bei der kleinen Boutique Lucia an der Ecke Heinrich-Küderli-Straße und Bahnhofstraße bis hin zu Mode Käser auf mehreren Etagen in der Querspange. Später hat Hettlage übernommen, aufgehört und einer Bank Platz gemacht. Es gab separate Modeläden für Herren und Damen der Familien Kurtz und Villinger. Mit Sport Winkler und Sport Vögele hatte die Stadt zwei bestens sortierte Sportgeschäfte, am Alten Postplatz und am Marktplatz die Drogerien Greis und Jenne. Es lockten ein Hutgeschäft, ein Geschäft für Lederwaren und Koffer. Jetzt gibt es Kebab- und Döner-Theken, Handy-Läden, Nail-Studios und Tattoo-Shops. Immerhin: Mode-Ketten wie C&A und H&M holen Kundschaft in die Stadt.

Unverändert gibt es beratungsfreundliche Fachgeschäfte, wo man unter anderem schöne und praktische Dinge für den Haushalt, Nützliches für kleine Reparaturarbeiten und den Heimwerker, ausgesuchte Heimtextilien, Haushaltsgeräte und Technikartikel, Bücher und feine, exklusive Geschenke sowie handgebundene Blumensträuße bekommt. Auch für Lebensmittel muss man nicht auf die grüne Wiese fahren, bei Bäckereien und Metzgereien ist die Anzahl noch akzeptabel.

Eine Markthalle ist in Planung

Der Wochenmarkt am Mittwoch und Samstag wird ob seines Angebots sehr geschätzt. Kunden wünschen sich eine lebendige Innenstadt mit einem großen Sortiment. Geschäfte können aber nicht von der Beratung leben, sie müssen verkaufen. Und sie brauchen gute Rahmenbedingungen.

Es macht Hoffnung, dass in den Räumen von Blumen Winkler, der zwar aus der Fronackerstraße weggezogen, aber in seinen Gewächshäusern hinter dem Ameisenbühl weitermacht, mit einem Fotostudio eine Nachfolge gefunden ist und es keinen Leerstand gibt. Es macht auch Hoffnung, dass am Marktplatz eine Markthalle entstehen und in der Unteren Apotheke in wenigen Wochen ein interessantes Gastro-Konzept umgesetzt werden soll, an dem der Sterne-Koch Bernd Bachofer beteiligt ist. „Die Planungsphase ist abgeschlossen, und wir hoffen, dass wir noch vor dem 30. Juni öffnen können“, sagt Ulrich Villinger. Er betreibt als Inhaber der Immobile das Projekt Markthalle. In den Räumen war früher ein Spielwarengeschäft, es ist in die Kurze Straße umgezogen.

Es tut sich was in Waiblingen, die Stadt ist, wie viele andere auch, im Wandel. Die Weichen dafür stellen die Vermieter der Ladenflächen zusammen mit den Kunden. Aber auch die Stadtverwaltung ist gefordert. Mit sensibler Aufmerksamkeit und konkreter Initiative.