Die Zeit im Ausweichquartier Turnhalle ist vorbei: die Tafel Waiblingen hat neue Räume in der Benzstraße bezogen. Dort gibt es wie gehabt günstige Ware – einiges hat sich aber auch geändert.

Waiblingen - Die letzten Rechnungen vom Umzug trudeln dieser Tage ein, der Kleiderkammer fehlt noch ein großer Spiegel, in dem die Kundschaft sich im neuen Outfit betrachten kann, und so mancher Arbeitsablauf muss sich noch ein bisschen einspielen. Aber alles in allem ist die Belegschaft des Waiblinger Tafelladens gut angekommen, rund vier Wochen nach dem Umzug ins neue Domizil in der Benzstraße. Die Räume, die die Tafel Waiblingen im Gewerbegebiet Ameisenbühl angemietet hat, sind hell und freundlich. Vor allem aber bietet der neue Laden deutlich mehr Platz als der vorherige am Standort Fronackerstraße.

 

Den hatte der Verein im März schließen müssen, weil er mit seinen 60 Quadratmetern Verkaufsfläche viel zu wenig Platz für einen Betrieb gemäß der Corona-Abstandsregeln bot. Für einige Wochen, bis zum Ende der Sommerferien, durfte der Tafelladen eine Sporthalle des Waiblinger Staufer-Schulzentrums als Ausweichquartier nutzen. Die Chance, die Räume des ehemaligen Sozialkaufhauses anzumieten, hat der Verein dann genutzt.

Neue Räume sind ein Glücksfall

Ein „Riesenglücksfall“ sei die Anmietung, sagt Petra Off, die den Tafelladen leitet. „Insgesamt haben wir nun rund 340 Quadratmeter Verkaufs- und Lagerfläche“, berichtet Petra Off und nennt als weiteren Pluspunkt des neuen Standorts den Aufzug, den der Verein hat einbauen lassen. Die Lieferwagen könnten nun rückwärts ans Gebäude fahren, die mit Waren bestückten Paletten per Stapler abgeladen und dann einfach in den Aufzug geschoben werden. „Das ist jetzt viel einfacher für uns“, sagt sie.

Im Untergeschoss liegt das Kühlhaus, das nun in einen Kühlbereich und ein Tiefkühllager geteilt ist. Im Kühlbereich stehen an diesem Tag Rollwagen, in denen sich Joghurts und Milchreis stapeln, im Raum nebenan warten tiefgefrorene Pizzen, Eis und Pommes frites auf Abnehmer. Dank mehr Platz könne man nun auch spontan Tiefkühlware annehmen, das sei früher, mit drei Gefriertruhen, nicht machbar gewesen.

Auch für die Kundschaft biete der neue Standort Vorteile, sagt Erika Severin vom Vereinsvorstand: „Die Kunden können nun auf dem Hof warten und müssen nicht mehr an der Straße auf dem Präsentierteller stehen, das ist für sie viel angenehmer.“ Obendrein sei die Benzstraße vom Bahnhof so gut erreichbar wie der frühere Standort. Allerdings habe sich die neue Adresse offenbar bislang nicht bei allen herumgesprochen: „Viele unserer Kunden fehlen noch.“

Abläufe haben sich verändert

Betrieb herrscht dennoch im Tafelladen – auch deshalb, weil bedingt durch die Corona-Pandemie manch einer auf günstige Waren angewiesen ist. „Es kommen beispielsweise mehr Studenten, die bisher keine Tafelkunden waren“, erzählt Petra Off. Da mache sich bemerkbar, dass eine große Menge an Minijobs, so etwa in der Gastronomie, weggefallen sei. Auch sichtet sie in diesen Tagen öfter Kunden, die sie über Jahre nicht mehr gesehen hat – weil diese ihren Job verloren haben oder in Kurzarbeit sind.

Petra Off geht durch den Verkaufsraum, es ist kurz vor Ladenöffnung. Hier fegt ein Mitarbeiter ein paar Brösel am Boden zusammen, in der Gemüse- und Obstabteilung arrangieren zwei Frauen Äpfel und Orangen im Regal. „Unsere Abläufe sind ganz anders als vorher“, erzählt Petra Off: „Wir bedienen jetzt im Obst- und Gemüsebereich.“ Die Selbstbedienung hatte der Tafelladen während des Turnhallenverkaufs gestoppt. „Das wollten unsere Mitarbeiter hier beibehalten. So ist es einfacher, die Produkte zu beurteilen und mal etwas günstiger weiter zu geben.“ Die Notlösung in der Halle habe weitere positive Spuren hinterlassen, sagt Erika Severin: „Während dieser Zeit haben wir sehr viele neue Helfer bekommen, von denen uns fünf bis sechs erhalten geblieben sind, die regelmäßig kommen.“ Die Räume in der Benzstraße hat der Verein vorerst auf fünf Jahre angemietet, mit der Option, den Vertrag zwei Mal um drei Jahre zu verlängern. „So schnell gehen wir hier nicht wieder raus“, sagt Erika Severin.