Nahe der Straße von Gibraltar machen sich Schwertwale seit Monaten über das Ruder von Segelbooten her.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Die Familie freute sich: Sie war auf großer Tour mit ihrem Segelboot vor der Südwestküste Spaniens unterwegs, als sie einen Schwertwal – oder Orca – auf sich zukommen sah. Ein wunderschönes Tier, schwarz und weiß, mit spitzer Rückenflosse, die seiner Art den Namen gab. Ein Fleischfresser, aber kein Feind des Menschen. Doch die Freude währte kurz. Der Schwertwal kam nicht nur zur Begrüßung vorbei, sondern machte sich über das Ruderblatt des 12-Meter-Bootes her. Die französische Familie an Bord erlebte mulmige Minuten und musste ihre Reise vorerst abbrechen, um das Boot im nahen Hafen von El Puerto de Santa María reparieren zu lassen. Das war Anfang August. Die Geschichte, erzählt von der Lokalzeitung „La Voz de Cádiz“, ist eine von vielen dieses Sommers. 66 Walattacken auf kleine Segelboote zählt die spanische Seenotrettung bisher in diesem Jahr. Der Tatort ist die Gegend um die Straße von Gibraltar, in den meisten Fällen die Bucht von Barbate. So etwas hat es noch nie gegeben. Für alle Fälle hat die spanische Regierung einen etwa 30 Kilometer langen Küstenstreifen zwischen Punta Paloma und dem Kap Trafalgar (wo 1805 die berühmte Seeschlacht stattfand) für kleine Segelboote mit einer Kiellänge unter 15 Metern gesperrt. Aber es gibt weitere Zwischenfälle: die vorerst letzten vier am Dienstag. Man kann ja nicht das ganze Meer sperren.