Weil das Eis auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch im Sommer abgetaut wird, tanzen die Läufer der Synchroneislaufmannschaft United Angels, statt über das Eis zu gleiten. Doch mit dem Tanzen wollen die Eisläufer nicht nur die Sommerpause überbrücken.

Degerloch - Die Fenster auf beiden Seiten des Ballettsaals geben den Blick zu den beiden Eishallen ein Stockwerk tiefer frei. Normalerweise gleiten die Läufer der Synchroneislaufmannschaft United Angels dort elegant über das Eis. Im Sommer aber wird dieses abgetaut. Dann müssen die Eiskunstläufer sich eine andere Beschäftigung suchen, um sich fit zu halten. Den Raum in der Eiswelt ziert ein Spiegel, der eine ganze Wandseite bedeckt. Wie im Ballettsaal ist außerdem eine Stange angebracht. Heute steht aber nicht Ballett auf dem Plan: Die Eiskunstläufer üben sich im Jazz, Hip-Hop und im Spanischen Tanz.

 

Mit dem Tanzen wollen die Eisläufer nicht nur die Sommerpause füllen: Es hilft ihnen auch bei den Choreografien, die sie jedes Jahr neu einstudieren. Diese folgen meist verschiedenen Stilen. Wenn die Trainerin mit einer neuen Idee für eine Choreografie ankommt, stehen die Eisläufer laut Kilian Madeja bereit und wissen, wie sie sich bewegen müssen. Er läuft als einer von zwei Männern in der Formation mit und trainiert die Nachwuchsmannschaft der United Angels.

Konditions- und Krafttraining steht auf dem Programm

Durch das Tanzen trainieren die Eisläufer ihr Musik- und Körpergefühl, ihre Beweglichkeit und den Ausdruck. All das brauche man auch beim Eislaufen, sagt Madeja: „Synchroneislaufen ist wie ein Kaleidoskop: Man sieht geometrische Formen und man bekommt über die Musik, die Bewegung und den Ausdruck der Tänzer zusätzlich noch eine Geschichte erzählt.“

Zusätzlich zum Tanzen verausgabt sich die Mannschaft beim Konditions- und Krafttraining. Nur eines steht nicht auf dem Plan: „Rollschuh fahren wir nicht!“, sagt Madeja. Vergleichbar ist das mit Handball und Basketball: „Das ist sich zwar sehr ähnlich, aber es sind trotzdem komplett unterschiedliche Sportarten.“

Weil die Eisläufer statt wie normalerweise zur kalten Jahreszeit vier- bis fünfmal im Sommer nur zweimal wöchentlich trainieren, bleibt ihnen Zeit für die Planung der anstehenden Saison: Gemeinsam machen sie sich zum Beispiel an das Entwerfen ihrer Kostüme.

Kleider werden mit Steinchen und Pailletten verziert

Das Team studiert gemeinsam zwei Stücke ein, für welches jeder Läufer jeweils ein Outfit benötigt. „Das Kleid muss das Thema und die Geschichte verkörpern“, sagt Madeja. Deswegen werden die Kleider maßgeschneidert. Jeder Läufer kann mit einem Designvorschlag auf die Trainer zukommen. Die Mannschaft vergleicht die Skizzen oder die als Inspiration mitgebrachten Bilder. Gemeinsam entscheidet sich das Team dann für einen Entwurf. Wichtig sei dabei vor allem eines: „Man muss sich selbst mit dem Kleid identifizieren und sich darin wohlfühlen.“

Die Kleider werden außerdem mit Steinchen und Pailletten verziert, damit sie bei einem Schaulaufen bis in die letzten Reihen der Eishallen strahlen. Das Aussehen der Kleider fließt in die Wertung erst mal nicht ein. Aber: „Die Kleider haben natürlich Einfluss auf das Gesamtbild. Und unterschwellig wird es beim einen oder anderen Preisrichter doch wirken.“

Bis die Saison Ende August wieder startet, wird den Eisläufern nicht langweilig. Trotzdem ist die Vorfreude darauf, nach den paar Monaten Pause wieder das harte Eis unter den Kufen zu spüren, groß. „Wenn man sich im Sommer gut fit hält, braucht man nur wenige Stunden, um wieder voll fit zu sein“, sagt Madeja. Deshalb verletzen sich zu Beginn der Saison nicht mehr Eisläufer als währenddessen.

Einen Nachteil hat die Pause dann aber doch: Wettbewerbe, an denen schon im Oktober Mannschaften gegeneinander antreten, schließen die United Angels aus. Bisher stehe nur fest, dass man an der deutschen Meisterschaft teilnehmen wollen würde. Aber auch internationale Wettbewerbe, wie solche in Budapest oder Salzburg, wollen die Synchroneisläufer gewinnen.

Eisläufer brauchen finanzielle Unterstützung

Kosten Für jede neu einstudierte Choreografie benötigen die Eisläufer ein neues Kleid. Da dieses maßgeschneidert wird und die verwendeten Stoffe sehr teuer sind, schlagen die Kleider mit 150 bis 300 Euro ins Geld. Hinzu kommen die Kosten für die Miete der Eishalle, die Trainer sowie Ausrüstung wie etwa Schlittschuhe. Monatlich kommen so um die 200 Euro zusammen.

Spenden
Damit die Läufer nicht komplett auf den Kosten sitzen bleiben, sind die United Angels auf Spenden und Sponsoren angewiesen.

Kontakt
Wer sich vorstellen kann, die Läufer zu unterstützen, kann sich über das Kontaktformular auf der Webseite unter www.united-angels.de melden.