Das Museum der Alltagskultur hatte im vergangenen Jahr 45 Prozent mehr Besucher als zuvor. In diesem Jahr wird es 30 – und lässt die Besucher weiter kostenlos ein.

Waldenbuch - Markus Speidel ist sichtlich stolz auf seinen Erfolg: Mehr als 40 000 Gäste zählte das Museum der Alltagskultur im vergangenen Jahr, 12 000 mehr als noch 2017. Zwei Faktoren nennt der Museumschef als Grund: der freie Eintritt und eine neue Ausrichtung.

 

Zwölf Monate lang durften die Besucher kostenlos die Ausstellungen im Waldenbucher Schloss anschauen. „Damit sei für viele die Hemmschwelle für einen Besuch gesunken, sagt Speidel. „Wir hatten auch viele Museumsunerfahrene im Haus“. So kamen Gäste ins Schloss, die auf die Schaupodeste kletterten, weil ihnen nicht bewusst war, dass die Exponate durch das Hochstellen eigentlich besonders geschützt werden sollten.

Probleme bereiten dem Museumschef solche Gäste nicht. Im Gegenteil: „Wir wollen mehr Besucher, die sich bisher nicht in ein Museum getraut haben.“ „Diversität“ lautet sein Stichwort. Nicht nur Schwaben mittleren und höheren Alters wünscht er sich im Schloss, sondern auch junge Leute, Zugezogene aus anderen Bundesländern, Menschen mit Migrationshintergrund. Dafür müsse sich aber auch die Dauerausstellung ändern, sagt Speidel. Er berichtet von einer Podiumsdiskussion zum Thema Alltagsrassismus im Haus vor kurzem. „Farbige Deutsche sagten uns: ‚Euer Museum ist eines für weiße Menschen. Wir finden uns da nicht wieder.’“

Museum will unterschiedliche Gruppen der Gesellschaft abbilden

Das hat sich der Museumschef hinter die Ohren geschrieben. Man werde künftig stärker unterschiedliche Gruppen der Gesellschaft abbilden. „Wir wollen den Alltag zeigen auch von Zugewanderten, von Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten, aus verschiedenen Schichten.“ Dann, so hofft er, kämen auch „andere und neue Gruppen ins Haus“.

Eine erste Neuerung ist der Themenfokus bei der Reihe „Mein Stück Alltag“. Dabei sind die Bürger aufgerufen, eigene Exponate zu einem bestimmten Thema ins Museum zu bringen. Sie werden dann einige Zeit ausgestellt mit der jeweiligen Geschichte dazu. Speidel will so wechselnde gesellschaftliche Gruppen einbinden, „die nicht so im Scheinwerferlicht stehen“. Aktuell zeigen Schüler der Gesundheitsakademie des Klinikverbunds Südwest ihren Krankenhausalltag. Zuvor hatten Alleinerziehende mit ihnen wichtigen Alltagsgegenständen die Schau bestückt.

Mehr Besucher erhofft sich der Museumschef auch durch die geplante Sanierung des Schlosses. Dabei will er auch Flächen für Veranstaltungen und Workshops schaffen. „Wir werden die Dauerausstellung verkleinern und dafür einen Raum für Seminare einrichten.“ Außerdem soll der Eingang zum Museum nach vorne verlegt werden. „Im Moment kommen viele Besucher in den Schlosshof und gehen wieder, weil sie gar nicht sehen, dass sich innen ein Museum befindet.“ Gute Erfahrungen mache man bereits seit Jahren mit den Familiensonntagen mit Angeboten für alle Generationen. Nun sollen noch Veranstaltungen für andere Gruppen hinzu kommen.

Geburtstagsparty im Juni

Fortgesetzt werden soll auch die erfolgreiche Gratis-Besuchsaktion. Auch in diesem Jahr- dem 30-jährigen Jubiläum des Museums der Alltagskultur – darf man die Ausstellung kostenlos besuchen. So hofft Speidel das gute Vorjahresergebnis bei den Besucherzahlen wieder zu erreichen. Damit erreichte man wieder das Niveau bis Mitte der 1990er Jahre. „Bis dahin waren Museumsbesuche im Land immer kostenfrei.“

Geplant sind zum Jubiläum auch einige Highlights. Am 14. April wird eine Ausstellung mit Hochzeitsfotos von 1880 bis 2017 eröffnet. Ende Juni ist dann eine große Geburtstagsparty geplant. Ein Wochenende lang wird gefeiert, mit einer Modenschau aus den 1980er Jahren, einem Open-Air-Kino mit einem Blockbuster der damaligen Zeit und auch kulinarischen Highlights, die vor 30 Jahren gerade in waren.