Boden-Aschenbecher an Haltestellen und in Wartezonen in Waldenbuch und Stuttgart-Vaihingen sollten den unschönen Zigarettenkippenmüll reduzieren. Die Raucher zeigen jedoch wenig Einsicht – obwohl es eigentlich sehr praktisch für sie wäre. Woran liegt’s?

Waldenbuch/Vaihingen - Mal eben schnell die Kippe wegschnipsen oder die Reste des Glimmstängels auf dem Boden austreten – gegen diese Unsitte gibt es offenbar keine wirksame Strategie. Die Stadt Waldenbuch und die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) haben den Nikotin-Freunden die Aschenbecher im vergangenen Jahr sogar zu Füßen gelegt und einen Zigaretten-Gully aus Holland getestet. Das Fazit fällt hier wie dort ernüchternd aus. Bequemlichkeit und schlechte Angewohnheiten sind stärker als die Bereitschaft zu Rücksichtnahme und Sauberkeit.

 

Die Idee klang einfach und schien wirkungsvoll. Ein kleiner Gitterrost im Boden sollte den Rauchern die Entsorgung ihrer Hinterlassenschaften in zentralen Warte- und Aufenthaltsbereichen erleichtern. Frei nach dem Motto „Einfach fallen lassen“ können sie ihre Kippen seit gut einem Jahr am Waldenbucher Postamt, vor dem Waldenbucher Hallenbad und auf Bahnsteig 11 der SSB am Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen in einer quadratischen Boden-Box mit dem Namen „Clean Cube“ versenken.

Bei Regen füllt sich das Kippen-Reservoir mit Wasser

Rund 300 Euro kostete der Einbau des Boden-Aschenbechers der SSB in Vaihingen. „Technisch funktioniert der Kippen-Gully. Er wird angenommen, zeigt aber nicht den erhofften Effekt“, stellt der SSB-Pressesprecher Hans-Joachim Knupfer fest. Das mag auch daran liegen, dass der Versuchsaufbau Schwächen hat. „Der Boden-Ascher ist nur schwer zu sehen. Wenn ein paar Leute auf dem Bahnsteig drum herum stehen, findet man ihn nicht“, hat Knupfer beobachtet.

Auch die Entwässerung des feuerverzinkten Auffangbehälters ist nicht gewährleistet. Wenn es regnet, füllt sich das Kippen-Reservoir mit Flüssigkeit, was auf potenzielle Nutzer nicht eben anregend wirkt. „Eigentlich bräuchten wir einen getrennten Abfluss für Regenwasser“, sagt der SSB-Sprecher. Die Kosten für die Tiefbauarbeiten hat man erst einmal gespart. „Bei einer Neuanlage hätte man andere Möglichkeiten“, erklärt Hans-Joachim Knupfer.

Offenbar fehle es an Achtsamkeit

Dass die Boden-Ascher in künftige Vorhaben mit einbezogen werden, ist jedoch unwahrscheinlich. Denn der Blick nach Waldenbuch zeigt: Auch mit freier Sicht auf den Clean Cube und einem funktionierenden Entwässerungssystem lässt die Akzeptanz zu wünschen übrig. Der Leiter des städtischen Bauamts, Joachim Russ, stellt fest: „Wer direkt auf der Bank vor dem Raucher-Gully sitzt, wirft die Kippe hinein. Ansonsten werden die Zigaretten nach wie vor auch gern in der Landschaft entsorgt.“

2300 Euro hatte die Schönbuchstadt in das Projekt investiert. Jetzt weiß man: Das Geld hätte man auch sparen können. Die Bilanz des Bauamtsleiters fällt ernüchternd aus: „Es bringt nicht die erhoffte Wirkung.“ Er sei davon ausgegangen, dass das Angebot besser angenommen werde. Offenbar aber fehle es an Achtsamkeit. Das heißt für die weiteren Planungen der Stadt: Die bereits existierenden Clean-Cubes bleiben erhalten. Weitere Exemplare wird es nicht geben.

Auch bei den Stuttgarter Straßenbahnen wird das Thema abgehakt. „Die Idee war gut, wird aber im Moment nicht weiterverfolgt“, teilt Hans-Joachim Knupfer mit. An den Haltestellen setzt man deshalb weiterhin auf die Ascher-Aufsätze an den Mülleimern. „Es wäre nicht rentabel, zwei Parallel-Systeme zu pflegen und zu unterhalten“, sagt der SSB-Sprecher.

Und auch bei ihm reift die Erkenntnis: „Eine wirkliche Lösung für das Problem gibt es eigentlich nicht.“ Man müsse wohl in Kauf nehmen, dass das Gleisbett und der Boden weiterhin mit Kippen verunziert werden.