Mit großem Brimborium ist der freie WLAN-Zugang für Bürger in Waldenbuch an den Start gegangen. Nun macht die Stadtverwaltung eine Rolle rückwärts. Zwischen 22 und 6 Uhr ist das Angebot passé. Das hat mit den Anwohnern zu tun.

Waldenbuch - Seit Herbst 2016 kann man auf dem Waldenbucher Marktplatz und im Einkaufszentrum auf dem Kalkofen kostenlos im Internet surfen. Das Angebot der Stadt kommt an. Mehr als 12 100 Anmeldungen hat die Waldenbucher Stadtmarketingbeauftragte Nicole Klenk bisher registriert. Doch vom Online-Zugriff für jedermann sind nicht alle Bürger begeistert. Seit Beginn der Freiluft-Saison häufen sich die Beschwerden. Demnach haben sich die Hotspots zum Treffpunkt für Jugendgruppen entwickelt, die auf Filme und Musik zugreifen und damit die Nachtruhe der Anwohner stören.

 

Online-Sperrstunde vor allem wegen einer Zielgruppe

Der 24-Stunden-Service wird deshalb nun zurückgefahren. Seit Anfang August befindet sich das WLAN-System „Free-key“ zwischen 22 Uhr am Abend und 6 Uhr in der Früh im Tiefschlaf. „Wir haben uns dafür entschieden, die Zeiten für den freien Online-Zugang an die TA Lärm anzupassen“, erklärt Nicole Klenk. Betroffen von der neuen Online-Sperrstunde sind vor allem die Jugendlichen, die sich an warmen Sommerabenden im öffentlichen Raum treffen, die sozialen Netzwerke nutzen und Videos oder Musik austauschen.

Die Bedürfnisse der Jungen und Mädchen hatte Stefanie Behrens, die Leiterin der zuständigen Stadtmarketing-Gruppe, besonders hervorgehoben, als sie sich im Gemeinderat im vergangenen Jahr für das kostenlose Angebot stark gemacht hatte. „Wir müssen mehr für unsere Jugendlichen tun, in Waldenbuch gibt es nur wenige Angebote für diese Zielgruppe“, hatte sie bei der Präsentation des Projekts im Gremium betont. „Diesen Aspekt haben wir nicht aus den Augen verloren“, versichert Nicole Klenk. Man habe aber nicht ignorieren können, dass es zu nächtlichen Ruhestörungen gekommen sein. Bei der Entscheidung für die Einschränkung des Angebots sei es darum gegangen, die unterschiedlichen Interessen gegeneinander abzuwägen. Die Maßnahme sei ein Kompromiss und orientiere sich an den Hauptnutzungszeiten.

Stadt: Eltern sollten froh über die Entscheidung sein

„Die Statistik zeigt, dass das Angebot nach 21 Uhr nur noch wenig nachgefragt wird“, sagt die städtische Mitarbeiterin, die die Öffentlichkeitsarbeit betreut. Sowohl die Ehrenamtlichen der Stadtmarketinggruppe als auch das Stadtjugendreferat seien involviert gewesen und hätten dem Vorgehen so zugestimmt. „Die neuen Zeiten dienen auch dem Schutz der Jugend. Ich denke, es ist im Interesse der Eltern, dass ihre Kinder um 22 Uhr nach Hause gehen“, argumentiert Nicole Klenk.

Bis September 2018 läuft der Vertrag der Stadt Waldenbuch mit der IT-Firma Innerebner aus Innsbruck, die das WLAN-System „Free-key“ in der Schönbuchstadt betreibt. Dann wird Bilanz gezogen. „Wenn sich das Projekt weiterhin so gut entwickelt, denken wir über eine Erweiterung an der Bushaltestelle Post nach. Hier ist der zentrale Anlaufpunkt für viele Besucher, die sich dann gleich via Internet über die Angebote vor Ort informieren könnten“, sagt Nicole Klenk. Über die Zusatzausgabe entscheidet der Gemeinderat. Die laufenden Kosten für die beiden aktuellen Hotspots liegen bei 2400 Euro pro Jahr.