Berufsschüler der Grafenbergschule haben im Waldkindergarten des SOS-Kinderdorfs in Schorndorf zwei Bauprojekte umgesetzt – mit vielen kleinen Helfern.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Auf zwei Dinge muss Carlos achten: die passenden Steine und seine Finger. Der 17-jährige, angehende Straßenbauer kniet mit einem Klassenkameraden vor dem Backofen des Waldkindergartens Forsthof in Schorndorf und pflastert eine feuerfeste Fläche. Vier Quadratmeter, dafür müssen insgesamt etwa 1600 kleine Granitwürfel als Segmentbogen sorgsam in den Untergrund aus Schotter, Split und Sand gehämmert werden – genau auf Höhe, nicht auf die Finger. Angeleitet werden die Berufsschüler aus Schorndorf von ihrem Fachlehrer Ulrich Hainz. Der Straßenbauermeister hilft ihnen, die Bogenform zu berechnen, gibt ihnen Tipps und zeigt ihnen Kniffe. Es soll am Ende ja auch schön aussehen.

 

Unterstand aus Holz

Nur einen Steinwurf entfernt wird fleißig gezimmert: Werkstattlehrer Klaus Rapp richtet mit einer Gruppe Berufsschülern einen sechseckigen Unterstand aus Holz auf. Die Fundamente für die sechs Pfosten haben die Schüler bereits vor zwei Wochen gegossen und dabei freiwillig Überstunden geschoben, nur damit auch alle Vorarbeiten fertig werden. Heute ist der Unterstand mit Spitzdach an der Reihe. Pfosten werden ausgerichtet, Sparren aufgelegt und verschraubt. Als Nächstes kommen Bretter und eine wetterfeste Bitumenbeschichtung, damit es später nicht hereinregnet, wenn die Mädchen und Buben des Waldkindergartens dort ihr Vesper genießen: auf Holzbänkchen, gebettet auf Rindenmulch, windgeschützt durch Schwartenbretter ringsherum.

Doch noch gibt es einiges zu tun für die insgesamt 17 Grafenbergschüler, die aus dem ganzen Bundesland an die Schule nach Schorndorf kommen, um Maurer, Stahlbetonbauer, Straßenbauer oder Baumaschinenführer zu werden. Das Projekt macht Laune: „Das hier ist besser als Schule“, sagt Sascha. „Das fühlt sich an wie auf der Baustelle, man lernt und erlebt was, und die Kinder hier sind auch voll mit dabei.“

Kinder helfen fleißig mit

Denn ganz auf sich allein gestellt sind die Bauarbeiter nicht. Neben ihren Lehrern haben sie auch fleißige kleine Helferlein, die mit anpacken, wo sie können. Die größeren der 52 Kindergartenkinder schieben wie der sechsjährige Leo Mini-Schubkarren mit Erdaushub zur Seite, tragen kleine Pflastersteine herbei wie Liam, falten gemeinsam Planen zusammen oder passen auf, dass beim Betonanrühren das Mischungsverhältnis stimmt: vier Schippen Sand, eine Schippe Zement und dazu noch Wasser. „Eines der Kinder findet Zählen normalerweise eher dumm“, sagt Sabine Golder, die Leiterin des Waldkindergartens. Beim Betonmischen habe es aber genau mitgezählt und gesagt: „Jetzt weiß ich, warum ich zählen und rechnen lernen muss, damit ich später Beton anrühren kann.“

Corona kam dazwischen

Eigentlich hätte der Unterstand bereits 2019 aufgestellt werden sollen, erzählt Golder. Beschafft wurde das Material vom Träger des Waldkindergartens, dem SOS-Kinderdorf, eine Firma wollte den Aufbau übernehmen und die Arbeitsstunden spenden. Dann kam Corona. Und danach waren die Auftragsbücher so voll, dass keine Zeit für den Einsatz blieb. Dankenswerterweise habe der Vater eines Kindergartenkindes den Kontakt zur Schule hergestellt. Die konnte sich für die Bauprojekte begeistern, schickte Schüler und die beiden Lehrer vorbei.

Der nächste Arbeitseinsatz zum Bau von neuen Bänken und Ausbringen von Rindenmulch-Teppichen steht schon fest. „Am 1. April. Dann kommen Eltern und helfen mit“, freut sich Sabine Golder über das Engagement. Und wo ein Teil der nächsten Schaffer seine Vesperpause machen wird, dürfte ja keine Frage mehr sein – windgeschützt unter einem Spitzdach.