Der ziemlich taffe afroamerikanische Ex-Boxer und Privatschnüffler Leonid McGill wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Walter Mosley ist mit „Manhattan Fever“ ein fiebriges Meisterwerk gelungen.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Beginnen wir doch einfach mit einem Zitat aus dem vorliegenden Buch: „,Ich habe heute schon zwei Männer getötet’, erwiderte ich leichthin, ,und es ist erst Morgen. Also was wollen Sie, Sie Wichser?’“

 

Keine Frage: dieser Leonid McGill ist ein ziemlich harter Bursche. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der New Yorker Ermittler in seinem jüngsten Abenteuer an einem ominösen Fieber leidet, dem der Roman von Walter Mosley seinen deutschen Titel verdankt: Manhattan Fever. Das Original ist nicht weniger vielsagend: All I Did Was Shoot My Man.

McGill muss sich aus eigenem Antrieb um die Frau namens Zella Grisham kümmern, die doch nichts anderes getan hat, als nur auf ihren Mann zu schießen, den sie mit einer anderen zusammen erwischt hat. Doch für Jahre ins Gefängnis war sie gekommen, weil McGill ihr die Beteiligung an einem millionenschweren Überfall in die Schuhe geschoben hat. Denn McGill ist nicht unbedingt ein Guter. Das körperlich nur mittelgroße Paket aus Kraft und Aggression hat rabenschwarze Seiten. Was ihm aber bei seinem Kontakt mit kleinen und großen Verbrechern, mit armen wie extrem reichen Figuren natürlich zugute kommt.

Spannend und mit Schlusspointe

Mosley schickt seinen Helden in ein wahrhaft fiebriges Abenteuer, bei dem es längst nicht nur darum geht, Zella Grishams Unschuld zu beweisen. Irgendwann stehen auch er und seine Familie im Visier von gedungenen Mördern.

Überhaupt: die familiären Verhältnisse spielen in Mosleys Roman eine gewichtige Rolle. Vater-Sohn, Mann-Frau, Sohn-Vater, Geliebter-Geliebte – ausgesprochen vielschichtig schildert der Autor neben der ausgesprochen spannenden Krimihandlung die Beziehung der Menschen zueinander. Vielschichtig, aber nicht schwatzhaft. Einschließlich der überraschenden Schlusspointe, die den Leser mit einem Kloß im Hals zurücklässt.

Noch ein Zitat gefällig? „Ein blasses Lächeln huschte über die Lippen des Polizisten und verschwand wieder – wie die Flosse eines Haifischs.“

Walter Mosley: „Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman“. Aus dem Amerikanischen von Kristian Lutze.Suhrkamp Taschenbuch 4446, Berlin 2013. 371 Seiten, 9,99 Euro. Auch als E-Book erhältlich, ebenfalls 9,99 Euro.