Diese hohe Kunst des Autofahrens betreibt „der Lange“, wie er wegen seiner 1,96 Meter Körpergröße genannt wurde, bis heute. Vor wenigen Wochen startete er bei der Histo-Monte. Die Augen beginnen zu strahlen, wenn er erzählt: „Das Auto rutscht bis auf den Zentimeter genau, das schaut gut aus, das ist zwangsläufig schnell – ich bin zufrieden.“ Dabei berühren sich Daumen und Zeigefinger beider Hände, und Röhrl simuliert eine Kreisbewegung, als habe er ein Lenkrad in den Händen. Skirennen und Rallye – viele Wegbegleiter haben den Bayern als Speed-Junkie bezeichnet. Das ärgert Röhrl. Die pure Geschwindigkeit habe ihn nie interessiert, meint er: „Es ist dieser Perfektionswahn.“

 

Man kann es bei ihm auch als Sucht bezeichnen. Dabei charakterisiert der Rennfahrer seine Kollegen von der Rundstrecke als Perfektionisten, „die Rallyefahrer sind Handwerker, sie können improvisieren“. Dieses Handwerk versucht er weiterzugeben. Immer wieder agiert er für Porsche, deren Repräsentant er seit 1993 ist, bei Fahrerlehrgängen als Instruktor. Daneben gibt er den Ingenieuren Feedback bei der Abstimmung der Straßenfahrzeuge des Sportwagenherstellers. In jedem Porsche steckt also auch ein klein bisschen Röhrl.

Ein Perfektionist auf und neben der Strecke

Mit seinen Vorstellungen hat Röhrl Eindruck hinterlassen. Zum „Rallyefahrer des Jahrhunderts“ wurde er gekürt. Schön, findet er. Richtig stolz ist er jedoch auf die Einschätzungen seiner Rennfahrerkollegen. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda bezeichnete ihn als „Genie auf Rädern“. Gerhard Berger verlangte vor Kurzem bei einer Gala nach einem gemeinsamen Bild. Seine Begründung: „Es gibt nur zwei Autofahrer auf der Welt für mich: Ayrton Senna und dich.“ Und der Franzose Jean-Pierre Nicolas, Teamkollege bei Opel, ließ über einen Fan ausrichten: „Walter Röhrl war der beste Rallyefahrer.“

Noch immer ist Röhrls Terminkalender prall gefüllt. Dabei hätte seine Frau Monika, mit der er seit 1979 verheiratet ist, nichts dagegen, wenn ihr Mann mehr zu Hause wäre. Doch der fürchtet, dass ihm die Reflexe verloren gehen, wenn er nicht mehr regelmäßig am Limit fährt. Damit wär’s auch mit dem präzisen Autofahren vorbei. Und dies würde Walter Röhrl als Verlust von Lebensqualität empfinden.