Walter Sittler überrascht es nicht, dass im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 gerade die Fetzen fliegen. Es werde nicht zerbrechen, meint er.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Der Schauspieler Walter Sittler engagiert sich beim Bürgerprotest gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21. Im Moment beobachtet er die Entwicklungen in Stuttgart von München aus, wo er mit "Gut gegen Nordwind" gastiert. Wir haben mit ihm über den Streit im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 gesprochen. Sittler selbst gehört zwar dem Aktionsbündnis nicht an, ist aber Parkschützer und kennt die Beteiligten relativ genau.

 

Herr Sittler, ein öffentlichkeitswirksamer Austritt von Gangolf Stocker und viele Verbalattacken bis hin zu Mobbingvorwürfen – was ist los beim Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21?

Das Aktionsbündnis muss sich nach der Landtagswahl neu formieren. Man muss schauen, wie man weiterarbeitet. Ich denke, die Montagsdemo sollte in entspannter Form weiterlaufen. Wir müssen zeigen, dass wir präsent bleiben. Aber ich halte nichts davon, überstürzt Entscheidungen zu treffen.

Es fliegen aber zurzeit richtig die Fetzen im Aktionsbündnis...

Das ist normal. Die Leute sind einfach erschöpft, da würde ich nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Nach einem so langen Kampf gehen die Emotionen hoch.

In der Wahlnacht ist es zu Rangeleien am Hauptbahnhof zwischen der Polizei und Stuttgart-21-Gegnern gekommen, das hat vielen anderen Aktivisten gar nicht gefallen.

Das ist eine ganz kleine Gruppe – und das würde ich auch nicht überbewerten. Radikalisierungen gibt es überall, auch in jeder Partei. Trotzdem: Ich halte das, was am Sonntag passiert ist, für falsch. Der Widerstand muss friedlich bleiben.

Und wie bewerten Sie Gangolf Stockers Abgang?

Er hat wahnsinnig viel getan – und wir verlieren ihn ja auch nicht beim Protest gegen Stuttgart 21. Aber an seiner Stelle können ja auch andere stehen.

Stocker wurde Selbstherrlichkeit vorgeworfen. Haben Machtkämpfe und Eifersüchteleien in den vergangenen Monaten eine zu große Rolle gespielt?

Zu den persönlichen Konflikten muss man nicht allzu viel sagen, das ist auch nicht so schlimm.

Wird das Aktionsbündnis zerbrechen?

Das wird nicht passieren, es sind einfach zu viele gute Leute in dem Bündnis versammelt.

Wie geht es mit dem Schwabenstreich weiter?

Den haben wir ja erfunden, weil wir früher trotz guter Argumente kein Gehör gefunden haben. Ich hoffe mal, dass das jetzt anders wird – dann muss der Schwabenstreich auch nicht unendlich lange fortgeführt werden.

Am heutigen Dienstagabend ist Walter Sittler um 22.45 Uhr "Menschen bei Maischberger" zu sehen.Thema der Sendung: "Grün gewinnt: Der schwarz-gelbe Alptraum?"