Die Wiener Band Wanda ist auf den hiesigen Bühnen ein regelmäßiger Gast. Am Mittwoch haben sie in der Liederhalle gespielt. Was ist da noch Neues zu erwarten?

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Wanda. Schon wieder? Die Wiener Band spielt am Mittwochabend im Beethovensaal ihr viertes Konzert in drei Jahren. Was ist da noch Neues zu erwarten? „Amore“ haben sie schon beim ersten Besuch in der Region (im Mai 2015 in der Manufaktur) gepredigt, die österreichische Popmusik bereits mit ihrem ersten Album gerettet. Die Lederjacke des Sängers Marco Wanda ist in Wien zum Museumsstück avanciert.

 

Nun hat der Rock’n’Roll seine Kinder noch immer irgendwann aufgefressen. „Weiter, weiter“ singen Wanda auf dem aktuellen, dritten Studioalbum. Man kann das auch als Klage verstehen, zumal „Niente“ weniger Kracher enthält und mehr getragene Nummern wie das autobiografische „0043“. Und dann ist die Band auch noch angeschlagen: der Keyboarder Christian Hummer blieb nach einem Hörsturz daheim, der Sänger Marco Wanda tritt mit eingegipstem Arm auf die Bühne. Auch sind die Umstände des Konzerts nicht optimal. Der nur mittelmäßig atmosphärische Beethovensaal mit seinen 2100 Plätzen mag für Wanda aktuell die richtige Größe haben – dass ausgerechnet beim Konzert dieser trinkfesten Truppe das Bier knapp wird, ist ärgerlich.

Rocken mit Gips

Trotzdem wird der Abend zum Triumph. Die Band spielt, der großen Bühne unbedingt angemessen, deutlich akkurater als früher. Der Sänger Marco Wanda krächzt nicht mehr, sondern reibt sich mit seiner Stimme an den Songs, gibt ihnen Kraft und prägnanten Ausdruck. Den Orthopäden im Publikum tut es sicher schon vom Zuschauen weh, wenn er im Laufe des Konzerts das Mikro mit der Gipshand hält, am Ende sogar ein paar Akkorde auf der Gitarre spielt. Im Sinne des Rock’n’Roll ist es allemal, und auch der Rest der Band ist sichtlich mit Freude am Werk. Dass das zum Gelingen eines Wanda-Konzerts durchaus beiträgt, weiß jeder, der schon einen der lustlosen Gigs dieser Band erlebt hat.

Das Stuttgarter Publikum – fast durchweg Menschen zwischen 25 und 40 – feiert Wanda frenetisch. Dass die Band ihren Song „1, 2, 3, 4“ nicht in einer Bierzelt-Version spielt, sondern als Reprise und Zugabe in einem, führt das Konzert zu seinem angemessen euphorischen Finale. In den knapp zwei Stunden spielt anders als bei den früheren Auftritten die Musik und nicht der Alkohol auf der Bühne die Hauptrolle. Auch musikalisch merkt man der Band an, dass sie sich neu definieren will, zumindest ein bisschen. Drei Streicher und ein Saxofon erweitern das klangliche Spektrum. Die Songs vom neuen Album geben dem Konzert eine bislang nicht gekannte Tiefe, und die Band zweigt immer wieder mal von ihrem Hit-Schema ab und lässt den Songs Luft, hält aber trotzdem die Spannung.

Ja, man kann sich Wanda schon wieder anschauen. Sie sind nämlich besser als je zuvor.