Der Makler, der neue Mieter sucht, und die Stadtverwaltung gehen auch mit dieser Idee um. Ziel der Verwaltung ist eine Belebung am Marktplatz. Aber nicht nur dies.

Stuttgart - Wie wird das Gebäude von Breitling am Marktplatz aussehen und bespielt werden, wenn der Herrenausstatter am Jahresende den Betrieb einstellt? Die Überlegungen dazu kommen jetzt in Schwung, nachdem unsere Zeitung am vergangenen Freitag über die geplante Schließung berichtet hat.

 

Am Drücker sind vor allem Michael Bräutigam und seine Kollegen von Colliers International. Dieses Maklerunternehmen ist von der Breitling GmbH und Co. KG beauftragt, die Vermietung vorzubereiten. Was im Fall von Breitling nun vielen in den Sinn kommt – dass man das Gebäude im Erdgeschoss öffnen und den Marktplatz mit Gastronomie zusätzlich beleben könnte –, ist auch für Bräutigam eine Überlegung. Das Haus dort mit Glasschiebetüren zu versehen, somit gut belüftete Sitzplätze im Inneren zu bieten und draußen Außensitzplätze, kann er sich vorstellen. Allerdings: Das Allerwichtigste sei, dass man erst einmal das Gebäude untersuche und feststelle, was damit machbar sei – und mit welchem Aufwand.

Der Makler spricht von einer attraktiven Lage

Die technische Prüfung sei schon angelaufen, sagt Bräutigam. Dabei würden auch die Möglichkeiten zur Aufteilung der Flächen auf mehrere Nutzer untersucht. Einzelhandelsunternehmen seien derzeit kaum mehr dafür zu haben, ihre Verkaufsflächen auf mehrere Etagen auszudehnen. Maximal zwei Stockwerke seien da gewollt. Aber: „Es ist ja eine attraktive Lage.“ Wahrscheinlich könnte man oben auch Büros oder Arztpraxen unterbringen, wie es im Umfeld der Fall sei. Am Ende zähle auch, wer in der jetzigen Wirtschaftslage, in dieser Phase der Corona-Krise, auf längere Sicht der richtige Partner sei.

Die Stadtverwaltung beobachtet den Vorgang interessiert. „Wir sind offen für jede städtebauliche und architektonische Verbesserung und für eine gute Nutzung“, sagt Detlef Kron, Chef des Amtes für Stadtplanung und Wohnen, „aber bitte keine Filialisten.“ Es sei ein besonderer Standort für eine besondere Nutzung. Gastronomie tue an so einem Standort sicherlich „immer gut“, meint Kron, sie sollte aber nicht zu einseitig sein. Da der Ratskeller nach der Sanierung wieder mit Außensitzplätzen öffnen werde und da die Firma Breuninger im Bereich des früheren Bankschalters und gegenüber davon Außengastronomie plane, sollte nach Krons Meinung beim Breitling-Gebäude „ein anderes Klientel angesprochen werden“.

Stadtverwaltung würde gern das ganze Ensemble anpacken

Persönlich könnte Kron sich auch gut eine kulturelle Nutzung des Gebäudes vorstellen, besonders als Adresse für junge Menschen. „Das Stadtlabor beispielsweise ist im Untergeschoss des Stadtpalais nicht ideal untergebracht.“ Klar ist aber auch: Breitling-Geschäftsführerin Mirella Breitling hat einen Verkauf des Gebäudes ausgeschlossen. „Die Nutzung liegt nicht in unseren Händen“, sagt Kron daher.

Das gilt in ähnlicher Weise für die städtebauliche und architektonische Entwicklung. Kron würde es gern sehen, wenn für das ganze Ensemble vom Marktplatz bis zur Eberhardstraße ein städtebaulicher Ideenwettbewerb stattfände, dessen Ergebnisse Schritt für Schritt umgesetzt werden. Denn baulich sieht er nicht nur bei der Fassade des Breitling-Gebäudes Verbesserungsbedarf.

Sven Hahn, Geschäftsführer der City-Initiative Stuttgart, hält es für höchst wünschenswert, dass die Verwertung der Breitling-Immobilie mit der Umgestaltung des Marktplatzes „vertaktet“ wird. Wenn der Platz im Herbst 2021 für fast zwölf Millionen Euro umgestaltet ist und mit einem Wasserspiel lockt, neben dem Marktbrunnen auf lange Zeit aber eine Großbaustelle wäre, fände der City-Manager das „gelinde gesagt ungeschickt“. Die Stadt solle den „Austausch“ mit Breitling suchen.