Erneut geht in Stuttgart rotes Licht aus. Die Clublegende Laura Halding-Hoppenheit zieht es in die Altstadt. Aus der Olga Bar, einem alten Animierlokal, will die „Mutter der Schwulen“ Anfang Mai „eine Bar mit Niveau“ machen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Noch steht „Olga Bar“ in blau-gelber Schrift über den zugehängten Fenstern. Die Olga, sofern eine Dame mit dem Namen der württembergischen Königin an diesem rot beschienen Ort tätig war, ist bereits ausgezogen. Bald wird ein „Tom“ den Ton angeben. Am 1. Mai öffnet das alte Animierlokal an der Pfarrstraße 13 unweit des Züblin-Parkhauses neu. Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit, seit vier Jahrzehnten Wirtin des Kings Clubs und als „Schwulenmutter“ so bekannt wie beliebt, ist die künftige Pächterin des kleinen Gastraums. Unter dem neuen Namen „Tom’s Bar“ will sie mit dazu beitragen, dass „mehr Niveau und Barkultur“ in die Altstadt kommen.

 

Der Wandel im Rotlichtbezirk geht weiter. Das Sex-Gewerbe wird erneut zurückgedrängt. „Die Nachbarn freuen sich“, berichtet die gebürtige Rumänin. Ihren Kings Club wird sie nicht aufgeben. Dort sind junge Schwule in der Überzahl. Die Älteren sollen nun an der Pfarrstraße eine neue Heimat „ohne Kindergarten“ finden. „Es ist schade, dass es immer weniger kleine Bars gibt“, findet Laura Halding-Hoppenheit. Sie wolle „ein Zeichen setzen“, dass nicht jeder daheim am PC chatten müsse, sondern „auch im fortgeschrittenen Alter“ an einem belebten Ort Gleichgesinnte treffen und mit ihnen kommunizieren könne.

Der neue Name stammt aus Berlin

Das „fortgeschrittene Alter“ trifft auf die Wirtin selbst zu, die aber niemals die Anzahl ihrer Lebensjahre verrät. In Rente könnte sie längst sein, was sie aber ablehnt. „Ich möchte beweisen, dass man bis zum Lebensende arbeiten kann und damit jung bleibt“, sagt die Stadträtin der Linken.

Platz für etwa 50 Personen ist in ihrer neuen Zweigstelle, die täglich außer montags um 15 Uhr öffnet und im Sommer eine Außengastro betreiben möchte. Der Name stammt aus Berlin, wo Tom’s Bar seit Jahren ein beliebter Schwulentreff ist. Auch in anderen Städten gibt es Lokale mit diesem Namen. „Anders als in Berlin haben wir keinen Darkroom“, stellt die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes klar. Kürzlich schaute sie in ihrer neuen Bar nach, ob alles mit dem Umbau klappt. Da sei eine 91-jährige Nachbarin vorbeigekommen und habe erzählt, dass sich hier im Viertel „Männer geküsst“ hätten, als sie Kind war. Vor über 80 Jahren habe sie die Mutter gefragt, was das sei. Darauf habe die nur kurz erwidert: „Lass die Männer, die lieben sich.“

Königin Olga, deren Name die frühere Altstadtbar trug, war mit König Karl verheiratet. Von ihm heißt es, er sei homosexuell gewesen. So schließt sich der Kreis. Von einem Tom ist in der württembergischen Königsforschung jedoch nichts bekannt.