Mehr als 1000 Wanderlustige nutzen die Ostersonne für eine Wanderung zugunsten Mukoviszidosekranker.

Weissach - Siebenmeilenstiefel wie im Märchen braucht es nicht, um die beiden sechs und zwölf Kilometer langen Wanderstrecken rund um Weissach und Flacht auf dem sogenannten Abtweg zu bewältigen. Dieser Weg erinnert an das Jahr 1212, als der Maulbronner Abt Johannes von Neipperg hier erschlagen wurde. Kurt Wendel, Erster Vorsitzender der Wanderfreunde Siebenmeilenstiefel, hat zwei Streckenvarianten ausgesucht für diesen Volkswandertag, die für jedermann geeignet sind. Der Erlös aus den Startgeldern geht an den Bundesverband Mukoviszidose zur Unterstützung von Menschen, die an dieser unheilbaren Stoffwechselerkrankung leiden.

 

Ostermontag ist die Ausnahme

Normalerweise findet der Wandertag immer im Oktober statt. Aber in diesem Jahr gab es zu Ostern in der Umgebung überhaupt keinen Volkswandertag, und so wurde der Termin kurzerhand auf den Ostermontag verlegt. „Das passt“, sagt Kurt Wendel, „Ostermontag ist der Tag der Auferstehung, des neuen Lebens, und wir können mit der Spende vielleicht einem Kranken ein neues Leben schenken.“

Eine gute Entscheidung, denn das Wetter ist ideal zum Wandern, die Sonne scheint. Und so sind es diesmal wohl deutlich mehr als 1000 Wanderlustige, die in und um Flacht und Weissach unterwegs sind. Überall auf den Straßen sieht man sie, ob in modernem Funktions-Outfit oder mit Knickerbockern und Wanderstöcken, mit und ohne Rucksack oder Wanderhut, jeder nach seinem Geschmack.

Der Wandertag wird nach den Richtlinien des Deutschen Volkssportverbandes durchgeführt und für das internationale Volkssportabzeichen gewertet. Die Startkarte gibt es in der Alten Strickfabrik in Weissach. Insgesamt sind es 40 Helfer an dem Tag, das sind alle Mitglieder des 1999 gegründeten kleinen Wandervereins Siebenmeilenstiefel. Unterstützung bekommt der Cheforganisator Wendel am Anmeldetisch durch Marion Filser. Sie kommt vom Deutschen Volkssportverband Bezirk München und hilft gerne jedes Jahr in Flacht aus.

Beide haben sich vor einigen Jahren bei einer Wanderung in der Sächsischen Schweiz kennengelernt. Und das ist auch das Geheimnis des großen Zulaufs bei Volkswandertagen. „Die Geselligkeit ist das Besondere dabei“, erklärt Kurt Wendel, „dass man nach dem Laufen noch zusammensitzt oder irgendwo einkehrt und neue Menschen kennenlernen kann“.

Wanderer aus dem ganzen Ländle

Aus ganz Baden-Württemberg kommen die Wanderer. Der 79-jährige Manfred Peinemann ist aus Hockenheim mit seinem Hund angereist. Er ist das ganze Jahr bei Volkswandertagen unterwegs und freut sich, dass er auf diese Weise andere Gegenden kennenlernt und auch verschiedene kulinarische Spezialitäten genießen kann. In Flacht sind hausgemachte Maultaschen der Renner.

Auch Wandervereine haben sich angemeldet. Mit dabei sind die 20 Letzenberg-Wanderer aus Malsch bei Heidelberg. „Wir sind jedes Wochenende unterwegs bei Wandertagen oder geführten Wanderungen“, freut sich der Zweite Vorsitzende Walter Rink. Allerdings bemängeln die Heidelberger, dass die Wegstrecke nicht so gut ausgeschildert ist, wie sie das von anderen offiziellen Wandertagen des Deutschen oder Internationalen Volkssportverbands her gewohnt sind. Vom Kontrollpunkt an mussten sie sich durchfragen. Später wurde die Wegführung nachgebessert.

Eine andere Gruppe aus Wendlingen hat sich verlaufen und die Strecke so auf 15 Kilometer verlängert. Kein Problem für die Wanderprofis: Sie konnten die schöne, abwechslungsreiche Landschaft und die Wälder ausgiebig genießen. Und am Ende finden alle um die Mittagszeit den Weg in die Alte Strickfabrik, laben sich an den Maultaschen und dem Schweinehals und planen schon die Teilnahme am nächsten Volkswandertag.