Verdi zieht die Daumenschrauben an und ruft seine Mitglieder erneut zum Warnstreik auf. Betroffen ist auch die SSB in Stuttgart. Die Folge: Lange Staus im Berufsverkehr.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart - In Stuttgart sind so wie in vielen anderen Städten in Baden-Württemberg die Busse und Bahnen am Donnerstag im Depot geblieben. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einem ganztägigen Streik aufgerufen. Verdi will damit im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes den Druck erhöhen. Für Pendler und Schüler bedeutete dies am Morgen vor allem eines: Massive Behinderungen auf dem Weg zur Arbeit und zum Unterricht. 

 

In Stuttgart fuhren Busse und Stadtbahnen nicht. Die S-Bahn wurde nicht bestreikt, aber sie war für manchen Pendler keine Alternative, weil eine Signalstörung erhebliche Behinderungen verursachte. Es konnten keine S-Bahnen auf der Strecke zwischen der Haltestelle Schwabstraße und Stuttgart-Vaihingen fahren. Sie mussten den Angaben zufolge umgeleitet werden. Viele Stuttgarter stiegen daher aufs Auto um – entsprechend voll waren die Straßen in und um den Kessel.

Auf der B27 Heilbronner Straße stadteinwärts zwischen Pragsattel und Türlenstraße stauten sich die Fahrzeuge länger als im normalen Berufsverkehr und vor allem gleichbleibend über fast zwei Stunden. Auch auf der Waiblinger Straße/Nürnberger Straße einwärts zwischen Beskidenstraße und König-Karls-Brücke ging über eine Strecke von rund drei Kilometern zeitweise nichts mehr.

Schwerpunkt der Streiks war die baden-württembergische Landeshauptstadt. Hier waren zusätzlich Kindertagesstätten, das Klinikum und die Müllabfuhr betroffen. Im gesamten Land beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben 8000 Beschäftigte an den Aktionen.

Verdi verlangt mindestens 150 Euro mehr pro Monat

Verdi-Landeschef Martin Gross sagte in Stuttgart: „Der Plan, einen billigen Abschluss ohne Gegenwehr im Corona-Herbst durchzudrücken, ist gescheitert.“ Er erwarte nun von den Arbeitgebern für die nächste Verhandlungsrunde am 22. und 23. Oktober in Potsdam die Vorlage eines Angebots. Das dürfe sich nicht hinter Corona verstecken, sondern müsse die Leistungen der Beschäftigten in der Pandemie berücksichtigen. Verdi verlangt für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen 4,8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro pro Monat.

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Mit dem Warnstreik will die Gewerkschaft bundesweite Verhandlungen über einen einheitlichen Tarifvertrag für die rund 87.000 Beschäftigten im ÖPNV durchsetzen.

Derzeit werden in den 16 Bundesländern jeweils eigene Tarifverträge mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden ausgehandelt. Dabei haben sich aus Sicht der Gewerkschaft viele Regelungen auseinander entwickelt, etwa was Arbeits- und Urlaubszeiten angeht. Die regionalen Verträge sollen deshalb um eine bundesweite Tarifregelung ergänzt werden. Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände lehnt das bislang ab.